Take care - 2019

Zum vierten Mal hat der Gesundheitstag am Berufskolleg am Wasserturm stattgefunden. Daran nahmen rund 100 Schüler teil.


Sie kommen aus den Bildungsgängen Medizinische Fachangestellte, Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte. Auch Schüler der internationalen Förderklassen waren dabei.


Für den Gesundheitstag haben die Schüler Beträge zu den Themen Sexualberatung, Gesundheit, Ernährung, Zahngesundheit und Rückenprophylaxe erstellt.

Zum Abschluss wurde das Theaterstück „I will survive“ gezeigt:

Mit dem Totenschein in der Tasche

Michael Wanker hat vor 100 Zuschauern im Berufskolleg am Wasserturm das Ein-Personen-Stück "I will survive" gespielt. Darin schlüpft der Schauspieler in die Rolledes HIV-Infizierten Martin Rehbein.

Martin Rehbein (Michael Wanker) bittet die Zuschauer, ihre Augen zu schließen. Während im Hintergrund Entspannungsmusik läuft, wie man sie aus Meditationskursen kennt, beschreibt er den rund 100 Zuschauern im Berufskolleg am Wasserturm, wie zwei Menschen Sex haben. Doch dann kommt der folgenschwere Satz: „Einer der Beteiligten hat Aids." Die Musik stoppt und es ist für einen kurzen Moment still im Saal.

So beginnt das 75-minütige Theaterstück „I will survive" (ich werde überleben). Es wurde gestern im Rahmen des Gesundheitstages in der Schule gezeigt. Gesponsert wird das Ein-Personen-Stück von der Michael-Stich-Stiftung, die mit dem Stück „weltweit unterwegs ist" und es auch schon in China und Mexiko gezeigt hat, wie Schauspieler Michael Wanker nach der Aufführung erklärt.

In „I will survive" zeichnet Wanker den Lebensweg seines Protagonisten Martin Rehbein nach. Angefangen bei seiner Kindheit in einer „stinknormalen Familie", die „relativ modern" gewesen sei, was er daran festmacht, dass seine Eltern schwule Freunde hatten. Als er mit 23 Jahren Blut spenden geht, erfährt Rehbein, dass er HIV-positiv ist. Eindringlich schildert Wanker, wie sein Protagonist mit der Nachricht hadert. Er schweigt, er leugnet, er schreit und er weint. „Den Totenschein habe ich ja schon in der Tasche", sagt er.

Es gelingt Wanker scheinbar mühelos, mit seinem Schauspiel die Bühne zu füllen. Dabei hilft auch das spartanische Bühnenbild, das nicht ablenkt. Es besteht aus einer weißen Leinwand, auf der in schwarzen Lettern „i will survive - Ein Bericht von Martin Rehbein" steht. In der Mitte der Bühne steht ein Hocker, am Rand ein Stuhl, ein Tisch und ein Laptop. Als Rehbein von seiner Familie erzählt, werden alte Fotos eingeblendet, die tatsächlich den Schauspieler in seiner Jugend zeigen.

Während die Schüler anfangs noch kichern, sind sie von Wankers Spiel schnell gefesselt. Als Martin Rehbein versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden, ist es totenstill im Saal. Doch der Protagonist schneidet nicht tief genug. Er ärgert sich darüber, dass er eine teure Rasierklinge geopfert hat, für einen Schnitt, auf den er nicht einmal ein Pflaster machen müsse.

Wanker spielt den HlV-lnfizierten sehr authentisch - fast schon zu authentisch. Denn für die Schüler verschwimmen die Grenzen zwischen Schauspiel und echtem Leben. Das zeigt sich in der Fragerunde nach der Aufführung, als eine Schülerin von Wanker wissen will: „Hast du HIV?" Darauf fragt der Schauspieler: „Wer will das noch wissen?" Fast alle melden sich. „Wenn man im Leben etwas wissen will, bezahlt man im Leben einen Preis. Den Preis der Illusion, die ich euch jetzt rauben werde", kündigt Wanker an und sagt: „Ich bin nicht infiziert. Ich bin aber auch nicht Martin Rehbein. Ich heiße Michael Wanker und ich bin Schauspieler. Ich habe das alles nur gespielt."

Wanker berichtet den Schülern auch, wie er sich auf das Theaterstück, das 50 Seiten Text hat, vorbereitet hat, wie er probte, sich schließlich selbst testen ließ und auch mit Betroffenen sprach.

BBV vom 30.05.2019

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