Job-Shadowing Finnland

Am Samstag, den 21. April 2018, ging es für uns Kollegen (Matin Wasiri und Maren Bengfort) des Berufskollegs am Wasserturm Bocholt mit dem Flugzeug von Düsseldorf Richtung Helsinki (Hauptstadt von Finnland). Zwei spannende Wochen lagen vor uns, um das Land, die Leute, die Kultur und vor allem das Schulsystem in Finnland kennenzulernen.

Was wird in Finnlands Schulen anders gestaltet – auch in Bezug auf Inklusion? Gibt es etwas, was innerhalb der eigenen Schule übernommen werden oder weiterhin fortgesetzt werden sollte? Warum schneidet Finnland bei der PISA‐Studie überragend ab? Viele Fragen, die einem vorab oder während des Aufenthalts durch den Kopf gingen…

…in Helsinki angekommen ging es für uns mit den öffentlichen Verkehrsmitteln weiter Richtung Salo. Herzlich willkommen geheißen wurden wir von unseren zwei netten Kolleginnen (Sari und Sari) des Gymnasiums in Haliko. Sie zeigten bei einer kurzen Autofahrt die Stadt und die Gegend und fuhren mit uns zum Appartementhaus. Bei einem gemütlichen Abendessen informierten uns die Kolleginnen über den genauen Ablauf der zwei Wochen inklusive der anstehenden Events (Gesundheitstag in der Schule, Vappu, Volleyballturnier) im Umkreis des Gymnasiums.

Salo ist eine Stadt im Südwesten Finnlands. Zum Jahresbeginn 2009 wurden die neun Gemeinden Halikko, Kiikala, Kisko, Kuusjoki, Muurla, Perniö, Pertteli, Särkisalo und Suomusjärvi in die Stadt Salo eingemeindet. Nach dieser Gemeindefusion hat Salo ca. 53.546 Einwohner und eine Fläche von über 2.000 km². Bereits in den 1920ern begann man in Salo mit der Produktion von Funktechnik. Was damals mit Radiogeräten anfing, setzte sich mit Computermonitoren und Handys fort. Hauptarbeitgeber in Salo war Nokia. Die im Jahre 1979 eröffnete Nokia‐Produktionsstätte, bei der zuletzt 850 Mitarbeiter bei der Handy‐Produktion beschäftigt waren, wurde im November 2012 geschlossen. Die Produktion von Computermonitoren endete bereits 2004. Turku ist eine Stadt an der Südwestküste Finnlands. Mit ca. 187.604 Einwohnern ist Turku die sechstgrößte Stadt und Zentrum des drittgrößten Ballungsraumes des Landes.

Direkt am ersten Schultag fiel uns auf, dass die Schule sehr gemütlich (mit vielen Holzmöbeln) eingerichtet ist. Zudem ist es generell so, dass größtenteils die Lehrpersonen ihre eigenen Räume haben und diese entsprechend fachspezifisch für/mit Schülern gestalten können. Es wird in kleinen Gruppen (max. 22 Schülern) unterrichtet.

Neben dem Besuch im Gymnasium haben wir die Gelegenheit genutzt und auch für zwei Tage die benachbarte Gesamtschule besucht. Hier fiel uns wiederum auf, dass die Klassenräume individuell gestaltet sind und jede Lehrperson einen eigenen Unterrichtsraum hat, sodass die Schüler vermehrt „pendeln“. Da der Nationalfeiertag "VAPPU“ anstand, wurde im Hauswirtschaftskurs kräftig gebacken und entsprechend das Ergebnis probiert.

Der Prozess von den Zutaten bis zum leckeren Produkt wird von den Schülern dokumentiert via Instagram/Videos etc.

Vappu = (finnlandschwedisch: Vappen, der 1. Mai) ist in Finnland das Fest des Frühlings, der Studenten und der Arbeiter. Vappu ist ein gesetzlicher Feiertag. Der Termin und die damit verbundenen jahrhundertealten Traditionen stehen in der Tradition der Walpurgisnacht. Seine heutige politische Bedeutung entspricht dem deutschen Maifeiertag, die gesellschaftliche Bedeutung in Finnland geht darüber hinaus. Vappu wird in Finnland seit dem Mittelalter gefeiert und hat sich seit 1870 zu einem großen Fest der Studenten entwickelt, von denen er besonders intensiv begangen wird. Finnische Studenten brachten diesen Brauch erstmals 1865 von der Universität Lund in Schweden nach Finnland. Seit den 1980er Jahren hat es sich eingebürgert, dass die Vertreter aller Parteien große politische Reden halten.

Die Städte sind am Vorabend des 1. Mai (vapunaatto) und am Vappu‐Tag fest in der Hand der Studenten, insbesondere denen der technischen Universitäten. Aber auch alle Nichtstudenten, die einmal Abitur gemacht haben, tragen an diesem Tag ihre weiße Studentenmütze. Viele Menschen feiern Vappu auf den Straßen der großen Städte oder mit ausgelassenen Partys im privaten Rahmen, idealerweise draußen. Familien kaufen ihren Kindern Luftballons. Die Feierlichkeiten beginnen am Abend des 30. April mit Partys oder auf den Plätzen der Städte und setzen sich an Vappu mit Picknicks in Parks fort. Für viele gehört der übermäßige Konsum alkoholischer Getränke untrennbar zu Vappu. Das traditionelle Getränk an Vappu ist Sima, ein vergorenes Getränk, in dem Zitronen und Rosinen enthalten sind. Tippaleipä, ein Fettgebäck, und Krapfen gehören ebenso zu den heutigen kulinarischen Traditionen, wie Würstchen mit Kartoffelsalat.

Salon Seudun Aikuisopisto (Berufsschule in Salo – Schwerpunkt Wirtschaft und Technik)

Diese Berufsschule ist sehr gut ausgestattet und hat z. B. ein eigenes Restaurant, eine eigene Werkstatt, einen eigenen Friseursalon und Schulkiosk. Dies wird von Berufsschülern für Berufsschüler und der Öffentlichkeit geführt. Die Praxis während einer „Dualen Ausbildung“ findet sozusagen weniger im Unternehmen statt, sondern in der Schule selbst – daher die Größe und kostenintensive Ausstattung.

Die Möglichkeit, als Lehrperson mit “Erasmus+” weitere Auslandserfahrungen zu sammeln, ist sehr empfehlenswert. Wir haben viele Eindrücke
gewinnen können, welche teilweise in den eigenen Unterricht mit eingebracht werden.

Wir, die in Vorbildfunktion Tag ein, Tag aus mit SchülerInnen zusammenarbeiten, sollten SchülerInnen darin bestärken, über den eigenen
Tellerrand zu schauen und fremde Kulturen, Länder, Leute etc. kennenzulernen.

Erst wenn wir als Lehrperson selbst bemerken, welche Kompetenzen, Fähigkeiten und Erfahrungen hierdurch gewonnen werden können, treibt
dies uns an, junge Menschen in diese Richtung zu bewegen – Offen für Neues, Offenheit für Europa und die Welt!

Mit diesem Besuch ist es uns gelungen, weitere Schulkontakte mit finnischen Schulen zu knüpfen. Ein Austausch zwischen unserer Schule und der Berufsschule in Salo wird aktuell für das Jahr 2019 geplant.

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