Rechtsanwalts- und Notarfachgestellte informieren sich über psychisch Kranke

Unsere Klasse, die Rechtsanwalts- und Notarfachgestellten des Berufskollegs am Wasserturm, hat schon seit mehreren Monaten im Religionsunterricht über das Thema psychisch kranke Menschen gesprochen. Durch eigene Erlebnisse in der Familie, durch Arbeitsblätter und Videofilme haben wir einen Einblick bekommen, wie es dazu führen kann, psychisch krank zu werden. Die Krankheit baut sich häufig über einen längeren Zeitraum auf. Sie kann aber auch ganz plötzlich auftreten z. B. durch ein einschlägiges Erlebnis (Tod eines Familienmitgliedes oder eines Freundes etc.)

Um einen besseren und intensiveren Einblick zu bekommen, wie psychisch kranke Menschen mit der Krankheit leben und wie diese behandelt werden kann, fuhren wir am Donnerstag, den 08. November 2005, in die forensischen Klinken nach Bedburg Hau. Diese Klinken sind aufgebaut wie ein kleines Dorf. Manche Gebäude sind mit einem Sicherheitszaun eingezäunt. Das Haus mit der Nr. 38, vor dem wir uns trafen, war ebenfalls eingezäunt. Bevor wir in den Innenhof kamen, wurden wir vom Pförtner in einen „Käfig" gelassen. In dem Innenhof, der noch mal extra eingezäunt ist, machten einige Patienten (übrigens nennt man diese Menschen Patienten und nicht Insassen, wie wir zuvor glaubten) ihren täglichen Rundgang.

Im Konferenzraum angekommen, begrüßten uns Herr Dr. Bay und seine Mitarbeiterin. Er erklärte uns, welche Patienten in diesem Gebäude behandelt werden. Es sind Patienten die nach den §§ 63, 64 StGB behandelt werden, d. h. dass sie von mindestens 3 Rauschmitteln abhängig sind. Hinzukommt, dass die Patienten eine rechtswidrige Tat begangen haben, wie z. B. Mord, Vergewaltigung.

Im Unterricht haben wir bereits überlegt, wie man Patienten behandelt ohne sie persönlich und seelisch anzugreifen, denn oft sind sie nicht nur Täter eines Verbrechens, sondern in der Vergangenheit waren sie das Opfer. Herr Dr. Bay erklärte uns, dass er ganz langsam durch Gespräche versucht, Vertrauen zu seinen Patienten aufzubauen. Hierzu gehört viel Geduld und Verständnis.
Nach einer ca. zweistündigen Besprechung hat jeder einen Einblick in die für die Patienten oft aussichtlose Situation bekommen. Für uns war es ein komisches Gefühl, die Menschen bei ihrem Rundgang im Innenhof zu sehen, denn jetzt wussten wir, dass fast jeder von ihnen eine schlimme Vergangenheit hinter sich hat und eine Straftat begangen hat. Da es aber auch für diese Menschen Hilfe gibt, können sie vielleicht auch irgendwann einmal ein relativ normales Leben führen.

 

 

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