Rechenkünste zum Jubiläum

Das Berufskolleg am Wasserturm feiert seinen 100. Geburtstag in der Aula des St.-Josef-Gymnasiums und im neuen Erweiterungsbau der Schule, der gleichzeitig eingeweiht wird. Ehrengäste loben das hohe Niveau der Schule.

1983 feierte das Berufskolleg am Wasserturm sein 75-jähriges Bestehen. Jetzt, 24 Jahre später, feiert die Schule ihr 100-jähriges Bestehen. Ja, können die denn da nicht rechnen? Schulleiter Michael Ebbers selbst warf gestern bei der großen Jubiläumsfeier in der Aula des St.-Josef-Gymnasiums diese Frage auf. Die Erklärung: Am 11. Januar 1908 fand die erste Unterrichtsstunde der „kaufmännischen Fortbildungsschule“ – wie das Berufskolleg früher hieß – statt. Aber 1907 gab es den „Errichtungsbeschluss“. Und dieser Beschluss wurde nun – im Gegensatz zu 1983 – zur Grundlage für die Jubiläumsfeier genommen worden.

„Ich kann die Rechenkünste nachvollziehen, aber ich habe sie nicht verstanden“, sagte Regierungspräsident Jörg Twenhöven später in seiner Laudatio. Er lobte vor allem die europäische und internationale Ausrichtung des Berufskollegs mit seinem „Akzent Mehrsprachigkeit“ und seinen sechs Partnerschulen. Drei Wettbewerbe habe die Schule gewonnen, und die eigene Rolle sehe sie als „Dienstleister“. Damit sei das Berufskolleg anderen Schulen voraus. Auch was das neue Leitbild, die „eigenverantwortliche Schule“ betreffe, habe das Berufskolleg vieles vorweggenommen, so Twenhöven.

Landrat Gerd Wiesmann zitierte Bill Gates: „Die wichtigste Institution der Gesellschaft ist neben der Familie die Schule.“ Der Erfolg gebe ihm recht, so Wiesmann. Das Besondere des Berufskollegs sei die Verknüpfung von Allgemeinbildung und beruflicher Bildung. Der Kreis – seit 1996 Träger der Schule – unterstütze das nicht zuletzt mit dem Erweiterungsbau, durch den sechs neue Klassenräume geschaffen wurden. Um eine Investition von 1,3 Millionen Euro handele es sich dabei.
Zur gestrigen Jubiläumsfeier wurden die neuen Räume eingeweiht: Berufsschüler stellten dort diverse Projekte vor, führten einen Sketch auf und zeigten eine Foto-Galerie zur Schulgeschichte. Der Kabarettist Wendelin Haverkamp hatte zuvor als „Edukator“ für die revolutionäre Idee „paper money“ geworben und sich lustig gemacht über die vielen Anglizismen im Deutschen, über undurchschaubare Ausbildungs-Bezeichnungen und „pensionierte Lehrer in zwangloser Runde“, die niemanden mehr haben, der ihnen zuhören muss. „Wer Blödheit sät, wird Idioten ernten“, warnte er.

Beim Berufskolleg läuft es laut Unternehmer Matthias Löhr, Vorsitzender des Schul-Fördervereins, anders: Wer dort das Abi mache, brauche die nächsten zwei Jahre nichts mehr zu tun – er kenne schon das, was er dann zu lernen habe. Auf „internationalem Niveau“ befinde sich die Schule, sagte Löhr, während die stellvertretende Bürgermeisterin Christel Feldhaar an die Gründungszeit erinnerte, in der an der Schule für Mädchen kein Platz war. Das sei heute unvorstellbar, sagte sie und betonte die Bedeutung einer guten Ausbildung: „Schule vermittelt Wissen. Und Wissen ist Macht und Verantwortung.“ Das gelte nicht nur im Beruf, sondern im ganzen Leben.

Zum 100-jährigen Bestehen des Berufskollegs am Wasserturm gibt es vom 22. Mai bis 5. Juni eine Ausstellung in der Stadtsparkasse am Markt. Für den 10. August ist ein Sommerfest im Brauhausgarten mit Ehemaligen, Jetzigen und Freunden geplant, und am 22. Oktober soll es einen „International Student and Teacher Workshop“ in der Schule geben.

BBV vom 26.04.2007

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