Was ist „gerecht“? - ReNos interviewen Richter im Religionsunterricht

Wie kann das gerecht sein?!! – Im Religionsunterricht haben wir Auszubildenden in der Unterstufe der Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten uns mit verschiedenen Dimensionen des Gerechtigkeitsbegriffs auseinandergesetzt – und schnell festgestellt, „Gerechtigkeit“ zu definieren ist schwer. Und wenn es um die gerechte Strafe geht, wird es umgehend emotional.

Daher erfolgte die Einladung des Richters Dr. Rainer Brackhane (Bocholter Amtsgericht) in den Unterricht: Mal schauen, wie der Experte weiterhelfen könnte... Herr Dr. Brackhane ließ nicht auf sich warten, um uns nach Büroschluss am Mittwochabend noch in unserem Fachraum am Benölkenplatz zu besuchen. Er konfrontierte uns mit der Gewalttat eines jungen Menschen, die uns bestürzte. Nun sollte ein Strafmaß festgesetzt werden. Gäbe es eine gerechte Strafe?  - An diesem Beispiel wurde deutlich, dass Strafe nicht Wiedergutmachung oder messbar gerechter Ausgleich bedeuten kann. Stattdessen sind im Urteil sehr verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, die den Hintergrund des Täters, sein Vermögen zu Einsicht und Reue und vieles mehr betreffen. Manches Urteil, das über die Medien bekannt gemacht wird, unterschlägt Informationen über Hintergründe oder über das Ringen der Richter, Anwälte und Schöffen um ein angemessenes Urteil. Und genau das provoziert die Entrüstung der Bevölkerung schnell: Wie kann das gerecht sein?

Herr Dr. Brackhane informierte uns über sein Amt, stand im Interview aber auch Rede und Antwort im Zusammenhang mit persönlichen Fragen und Erlebnissen. Uns beeindruckte seine Offenheit und Klarheit. Es war ein spannendes Gespräch, das viel Nachdenklichkeit verursachte – im Hinblick auf den eigentlichen Sinn einer Strafe, Aspekte der Rechtsprechung in anderen Ländern, die Fragwürdigkeit der Todesstrafe und nicht zuletzt der Gnade in zivilisierten Kulturen.

Wir danken Herrn Dr. Brackhane sehr für Vortrag und Interview!
Schülerinnen und Schüler der RNU mit Frau Dürrwald

Zurück