Mathe und Bio auf Spanisch

Weit weg, nämlich nach Chile, ging's vor kurzem für Heike Epping und Kai Hesselmann. Die beiden sind Schüler der gymnasialen Oberstufe beim Berufskolleg am Wasserturm. Über ihre Erlebnisse während des siebenwöchigen Schüleraustausches berichtet die 18-jährige Heike fürs BBV:

Montag, 25. Juni. Am Morgen erledige ich schnell noch einige Kleinigkeiten – die Impfungen in den Pass eintragen lassen und allen auf Wiedersehen sagen. Schließlich bin ich ganze sieben Wochen von all meinen Lieben getrennt! Ein letztes Mal selber Auto fahren... Nach gut zwei Stunden erreichen wir den Frankfurter Flughafen. Dort treffen wir die anderen. Wie die Zeit mit ihnen wohl sein wird? Jetzt heißt es noch lange warten, bis wir endlich ins Flugzeug können. Ein letztes Mal die Eltern in die Arme nehmen und die knapp 30-stündige Reise beginnt. Ein letzter Blick auf Frankfurt... Nach ungefähr drei Stunden landen wir in Madrid. 32 Grad Celsius. Die letzten zwei Stunden Sommer. Zwei Stunden warten und sich dann für etwa zehn Stunden dem Piloten überlassen. Es ist Nacht, und so kann man wenigstens versuchen, etwas zu schlafen.

Dienstag, 26. Juni. Mit einer Zeitverschiebung von sechs Stunden landen wir um 8.30 Uhr in Santiago de Chile. Dort haben wir einen Aufenthalt von sieben Stunden. Beim Start scheint noch die Sonne, doch je näher wir Osorno kommen, desto mehr ziehen die Wolken zu. Nach einer Stunde landen wir. Die Jungs sind schon ausgestiegen, doch der Mann, der den Platz vor mir hat, will einfach nicht aufstehen. Plötzlich fängt Viola, ein Mädchen aus unserer Austauschgruppe, an zu schreien: „Was machen denn unsere Jungs schon dort draußen? Wir sind doch erst in Temuco!“ Natürlich hat uns keiner gesagt, dass wir hier zwischenlanden und tanken. Viola sitzt zum Glück zufällig neben Leuten, die auch nach Osorno wollen. Sie springt auf und holt die drei wieder ins Flugzeug. Ein letztes Mal starten. Über Osorno (das hier ist es dann nun wirklich) liegt eine große Wolkendecke. Nachdem wir gelandet sind, sehen wir unsere Familien schon von weitem. Endlich angekommen.

Donnerstag, 28. Juni. Ab heute gehen wir alle in die Schule. Leider ist mein Gastgeber José-Francisco krank, so dass ich alleine dorthin muss. Ich gehe mit Viola in eine Klasse. Wir besuchen auch Unterricht in der Grundschule. Mir gefällt es dort besser, weil man dort mehr versteht. Bei Geschichte, Bio oder Mathe auf Spanisch gibt man nach fünf Minuten auf.
Freitag, 29. Juni. Wochenende - wir gehen in eine Disco. Dort trinken wir zuerst einen Pisco, einen einheimischen Drink. Er ist nicht gerade meine Geschmack. Da lobe ich mir die deutschen Mixgetränke! Auch die Musik ist gewöhnungsbedürftigt. Es werden nur spanische Lieder gespielt, und alle tanzen dementsprechend. Ein bis zwei Stunden haben auch wir zu diesen Rhythmen unseren Spaß, aber danach ist es genug.

Samstag, 30. Juni. Wir machen Ausflüge mit unseren Familien zu ihren Landhäusern. Einer der jungen Chilenen meint, dass jede Familie (zumindest die etwas besser betuchten) etwa 100 Hektar Land besäßen. Es ist schön hier. Mit dem Pickup fahren wir querfeldein und erkunden die Gegend.

Montag, 1. Juli. Ein Feiertag bedeutet ein verlängertes Wochenende. Mit etwas Sport und einem Ausflug zum Meer geht dieser Tag zu Ende. Ich habe vom Strand Feuersteine und riesige Muscheln mitgenommen. Morgen geht’s wieder in die Schule. Mal sehen, wie’s in den nächsten Wochen hier in Chile noch so weitergeht.
© Bocholter-Borkener Volksblatt Im BBV veröffentlicht am: 14.07.2001, im Ressort: Jugend

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