Literaturkurs des Berufskollegs am Wasserturm führt Dreigroschenoper als Puppenspiel auf

Vorhang auf, Licht an! Das Getuschel hinter der Puppenbühne im Foyer des Wasserturms verstummt. Katharina Szöke (18) und Jörn Heitkamp (19) schieben sich in den Lichtkegel. „Sehr verehrte Damen und Herren”, beginnt der 19-Jährige seine Ansprache vor leeren Stuhlreihen, „willkommen zur Dreigroschenoper”. Und Katharina erklärt, dass Text und Musik von einer selbst aufgenommenen CD kommen. „Der Rest der Aufführung ist natürlich live und in Farbe.” Das Licht geht aus, ein paar Schüler applaudieren. Katharina und Jörn haben die Generalprobe gestern mit Bravour gemeistert.

Seit eineinhalb Jahren arbeiten die Schüler des Literaturkurses am Berufskolleg am Wasserturm an dem Puppentheater-Stück auf Grundlage der Oper von Berthold Brecht. Nach der gestrigen Generalprobe soll es nun, zum Ende des laufenden Schulhalbjahres, zum großen Finale kommen. Am heutigen Donnerstag sowie am Freitag führt der Literaturkurs jeweils um 19 Uhr das Stück im Foyer des Wasserturms auf.

In den 18 Monaten seit Beginn des Projekts behandelten die Schüler zuerst den Text, den Brecht 1928 veröffentlichte, und fassten anschließend die Geschichte zu einer puppenbühnen-tauglichen Version zusammen. Weil das Stück von Beginn an als Puppentheater geplant war und ein gleichzeitiges Sprechen und Spielen zu große Probleme mit sich gebracht hätte, verbrachten die Schüler dann einige Tage vor dem Mikrophon. „Wir haben vor den Sommerferien den Text im Bistumsstudio in Bocholt aufgenommen”, sagt Nicole Lohmann, die den Literaturkurs zusammen mit Hein-Bernd Oppenberg leitet.

Die Schüler hatten große Freude an der Umsetzung. „Das Spielen ist das beste, was man sich vorstellen kann”, meint Olga Dietrich, die den Meckie Messer spielt und die ausdrucksstarken Köpfe der Marionetten gestaltet hat. Und Sebastian Brocke lobt: „Für eine Literaturkurs hätte man nichts besseres finden können.”

Die beiden für das Projekt zuständigen Lehrer, Nicole Lohmann und Hein-Bernd Oppenberg, freuen sich über den pädagogischen Effekt des Theaterprojekts. Die Schüler werden nicht nur geistig gefordert, sondern seien mit „Kopf, Hand und Herz” bei der Sache, meint Nicole Lohmann. Und Hein-Bernd Oppenberg freut sich darüber, dass die Schüler auch kaufmännische Fähigkeiten wie Projektmanagement und Arbeitsorganisation lernen. „Bei der Arbeit am Theaterstück wird über das praktische Tun theoretisches Wissen aufgebaut”, resümiert er.


© Bocholter-Borkener Volksblatt veröffentlicht am: 05.02.2004

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