Leonardo-Projekt 2011

Sehr geehrte Damen und Herren, Mitschüler, Lehrkräfte und außerdem interessierte Leser,

Mein Name ist Andreas Dobbert, ich bin 23 Jahre alt und habe zum 01.08.2010 eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Lebo GmbH in Bocholt begonnen.

Zu Beginn meines Berufsschulunterrichts beim Berufskolleg am Wasserturm wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass es ein von der EU unterstütztes Projekt zu Auslandsaufenthalten während der Zeit der Ausbildung gibt.

Nachdem ich ein formloses Schreiben zur Bewerbung eingereicht habe, sind einige Wochen verstrichen bis ich Neuigkeiten erhalten habe. In dieser Zeit ist auch der Name des Projektes zu mir vorgedrungen: „Leonardo“ Nachdem ich erfahren habe, dass ich angenommen wurde und mein Ausbildungsbetrieb mich hierfür freistellen würde, stand dem ganzen nichts mehr im Wege.

Kurz darauf war auch klar, wo das Praktikum stattfinden könnte. Die Geschäftsführung meines Betriebes hat mir Sunfold Systems in Wymondham empfohlen (einer unserer Kunden).

Ohne dass ich wirklich wusste worauf ich mich hier eingelassen hatte, war ich auch schon mitten im organisatorischen Geschehen. Im Vorfeld galt es jetzt diverse bürokratische Hürden zu überwinden, die mit Frau Ritters Unterstützung aber ihren Schrecken verloren haben. Um die Sache kurz zu machen bin ich also am 10.04.11 nach England aufgebrochen.

Die Reise begann mit einem kurzen Aufenthalt am Düsseldorfer Flughafen, der aber aufgrund leichter Nervosität kurzweilig verstrichen ist. Nach einem Flug bei ausgezeichnetem Wetter hieß uns Kapitän Frankenstein (der Mann hieß tatsächlich so) in London Stansted Willkommen.

Jetzt ging es mit dem Bus nach Norwich, der Hauptstadt der Grafschaft Norfolk in der Region Ostangliens (Die Aneignung dieses Wissens gehörte mit zur Vorbereitung auf das Praktikum und hat mir tatsächlich einige Male geholfen, Freunden und Familienmitgliedern mitzuteilen, wo mein Praktikum eigentlich stattfinden würde). Noch ein Bus und schon war ich in der School Lane 153 in Norwich Sprowston angekommen.

Meine Landlady, was hochtrabender klingt als es ist, Mandy hieß mich herzlich willkommen und zeigte mir das Haus und das Zimmer, das in den nächsten Wochen mein Zufluchtsort werden sollte. Am selben Abend habe ich die Zeit in England mit einem typischen englischen Essen eingeläutet.

Am nächsten Tag ging es mit erneut entflammter Aufregung zum Praktikumsbetrieb. Um gut gestärkt dort anzukommen, erstand ich einen extra großen Kaffee bei Starbucks. Jetzt durfte ich zum ersten Mal erfahren, dass die englischen Busse erfreulich pünktlich sind. Nachdem ich den Kaffee nach Anweisung des Busfahrers zur Gänze gefüllt in den Mülleimer geworfen hatte, bin ich problemlos bei Sunfold angekommen.

Auch hier wurde ich mit englischer Höflichkeit in Empfang genommen und erstaunlich oft nach meinem Befinden gefragt. Der Satz „How are you?“ scheint in England ebenso eine Floskel zu sein, wie ein deutsches „Wie geht’s?“.

Nachdem ich alle kennengelernt hatte, habe ich im Laufe der Woche alle Abteilungen einmal durchlaufen.

Die erste Woche war sehr Interessant und ich habe verschiedene Arbeitsabläufe beobachten können. Diese unterscheiden sich im großen und ganzen nicht allzu sehr von den gewohnten zu Hause. Allerdings ist es üblich, sich beim Vornamen anzusprechen unabhängig von Alter, Geschlecht und Position im Unternehmen.

Auch wenn das auf den ersten Blick sehr viel vertrauter und verbindlicher als ein „Sie“ wirkt, erkennt man die Hierarchie aber genauso, wenn auch ein wenig subtiler.
Wenn der General Manager kommt, sind alle eben noch ein wenig beschäftigter als ohnehin schon.

Am Wochenende findet in Norwich regelmäßig ein großer Markt statt, dessen Standort seit dem 13. Jahrhundert nicht mehr verändert wurde.

Die Engländer halten offensichtlich selbst nicht viel von ihren eigenen kulinarischen Spezialitäten. Denn neben spanischer Paella, mediterranen Kleinigkeiten und holländischen Süßigkeiten findet man außerdem eine deutsche Currywurst von einem echten kölschen Jung, der trotz improvisiertem Englisch, gute Geschäfte macht.

Um ein wenig mehr von der Stadt zu sehen, habe ich mich auf eine Stadttour eingelassen, die von einem ambitionierten Hobby Historiker in ebenso historischem Gefährt stattfand.
Sehr interessant war unter anderem, die wirtschaftliche Entwicklung der größten Stadt Ostangliens erzählt zu bekommen.
Nach Aufblühen der Stadt durch das florierende Geschäft der Weber und Färber hat sich im 19. Jahrhundert eine Industrie zur Herstellung von Damen- und Kinderschuhen etabliert.Auch diese konnte dem Wettbewerb auf Dauer nicht standhalten und nun schöpft die Kasse der Stadt von den Steuern großer Versicherungsunternehmen und den gut gefüllten Portemonnaies der Leute, die dem Ruf der Stadt als „Shopping Metropole“ folgen.

Nun sei mir noch erlaubt die bunte ethnische Mischung zu erwähnen, die sich in der School Lane mit mir das Haus teilt. Leider waren sie ein wenig skeptisch, Fotos von ihnen in meinen Report einzupflegen, da sie nicht richtig verstanden haben, wofür ich diesen anfertige. Da gibt es jedenfalls drei indische Informatiker, eine australische Jazzmusikerin/ Friseurin, einen irischen Ingenieur und zwei rumänische Ärztinnen.

So sind die zwei ersten Wochen jedenfalls erstaunlich schnell vergangen und ich darf mich auf zwei weitere freuen.

Viele Grüße

Andreas

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