Ins Land der heiligen Kühe

Die beiden 18-jährigen Schülerinnen des Berufskollegs am Wasserturm absolvieren im Januar ein dreiwöchiges Praktikum im Ausland - und zwar in Indien.
Eigentlich sind Julia Christiaens und Lisa Gesing zwei ganz normale Schülerinnen: Gehen in die zwölfte Klasse, machen in anderthalb Jahren Abitur. Doch wenn ein bestimmtes Wort fällt, dann blitzt in den Augen der beiden 18-Jährigen so etwas wie Abenteuerlust auf: Indien. Noch im Januar werden die beiden Schülerinnen des Bocholter Berufskollegs am Wasserturm dort hinfliegen. Drei Wochen Auslandspraktikum in der indischen Millionen-Metropole Chennai - das Jahr 2009 wird für Julia und Lisa definitiv aufregend beginnen.

Dabei hätten es die zwei auch etwas leichter haben können. Sie hätten nach England gehen können, vielleicht auch in die USA, um ihr Praktikum zu absolvieren. So machen es viele ihrer Mitschüler am Berufskolleg am Wasserturm. „Aber Indien, das ist eine ganz andere Welt", sagt Julia Christiaens.
In der zwölften Klasse müssen die Schüler der Euro-Business-Klasse des Berufskollegs ein Praktikum im Ausland machen. Die Stelle suchen sie sich in der Regel selbst, auch die Unterkunft in einer Gastfamilie. „Ich habe meine Mutter gefragt, ob sie mir Kontakte herstellen könnte", erzählt Christiaens. Die fragte dann bei dem Schulfreund eines Bekannten aus Bocholt nach - dieser leitet in Chennai ein Unternehmen. Kurz darauf war klar: Das Praktikum auf dem Subkontinent wird klappen. Julia war sofort begeistert. „Ich bin unheimlich gerne im Ausland. Und wenn ich dann die Chance habe, nach Indien zu gehen, nehme ich die auch wahr", meint die junge Loikumerin.

Ihre Klassenkameradin Lisa Gesing war dagegen nicht sofort begeistert, als Julia fragte, ob sie nicht mitkommen wolle. „Ich wollte eigentlich ein Praktikum in Franreich machen", erzählt die 18-Jährige aus Rhede. Das hat sich dann allerdings zerschlagen. Und nach ein bisschen Überlegen stellte sich auch bei Lisa die erste Indien-Begeisterung ein.
Über ihren Praktikumsbetrieb wissen die beiden noch nicht sehr viel. Das Unternehmen ist im An- und Verkauf tätig, und beide werden in der Personalabteilung eingesetzt, so viel ist bislang klar. Und: Sie kommen bei der Familie des Firmenchefs unter, der auch zwei Töchter hat. „Wir kriegen da kein 0815-Praktikum", freut sich Julia Christiaens. „Der Chef nimmt das sehr ernst, will uns auch einiges vom Land zeigen."

Die Anschläge von Mumbai vor ein paar Wochen konnten die beiden Schülerinnen nicht von ihren Plänen abbringen. Sie vertrauen dem, was ihr künftiger Chef ihnen gesagt hat. „Wir kommen nicht in eine Gegend, die gefährlich ist" meint Julia. Natürlich habe sie erst einmal geschluckt, als sie von den Anschlägen hörte. „Aber die Vorfreude überwiegt." So auch bei Lisa. „Indien - so eine Chance bekommt man so schnell nicht wieder", sagt sie. Und dabei blitzt es aus ihren Augen.

BBV vom 3. Januar 2009

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