Europa bald in aller Munde?

Es dauert nur noch wenige Tage, dann verfügen elf Länder mit dem Euro über eine gemeinsame Währung, die uns das Leben in Europa - nach einer gewissen Gewöhnungsphase versteht sich - leichter machen soll. Zum Verständnis der Kulturen unserer Nachbarn trägt die mit enormem Aufwand betriebene Euro-Kampagne allerdings ungleich weniger bei, als es die Aufhebung von Sprachbarrieren tun kann.
Während die monetären Grenzen im Okzident sich von einem Tag auf den anderen Tag ohne allzu großes Zutun unsererseits überwinden lassen, bedarf es im sprachlichen Bereich schon eher persönlichen Engagements.
Diesem nimmt sich auf regionaler Ebene in besonderem Maße das Berufskolleg am Wasserturm an und das zeigte es in der vergangenen Woche auch der überaus interessierten Öffentlichkeit.

Das bevorstehende Ende des Europäischen Jahres der Sprache nahmen das 50 Pädagogen umfassende Kollegium und die Schülerschaft zum Anlass für einen Fremdsprachentag in den Räumen der Bildungseinrichtung. "Bei einem solchen Themenjahr durften wir mit unserer Sprachbetonung natürlich nicht fehlen", so Antje Große- Wentrup, die am Berufskolleg unterrichtet.
Im Erdgeschoss gab es Schnupperunterricht in vier Fremdsprachen, eine Ausstellung zu den Auslandspraktika und internationalen Austauschprogrammen sowie den anderen Angeboten der Schule. Zudem konnten sich die Besucher im Parterre vom hohen technischen Ausstattungsgrad der Schule überzeugen. In der ersten Etage gab es die Caféeteria der Schüler und die Infoveranstaltungen für die Integrierte Handelsschule, die Höhere Handelsschule für Abiturienten und das Wirtschaftsgymnasium. Sie lockten schon kurz nach Beginn der Veranstaltung am Mittwoch Hunderte Interessierte in das Schulgebäude.

Mit dem umfangreichen Angebot des Tages hatten die Organisatoren, allen voran Schulleiter Michael Ebbers, allem Anschein nach einen Nerv getroffen. "Der Ansturm war enorm", beschreibt Ebbers die Resonanz, der dies auch als persönlichen Erfolg verbuchen kann. Denn mit Beginn seiner Tätigkeit im Berufskolleg verstärkte sich auch dessen europäische Ausrichtung. Und mittlerweile zieht sich die Förderung lingualer Vielfalt wie ein roter Faden durch das gesamte Unterrichtsangebot.
Das viel beschriebene Paradepferd ist in diesem Zusammenhang natürlich die zweijährige Euro-Business-Class, die ihren Absolventen neben ihrer Mehrsprachigkeit auch immense Vorteile auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sichert.
"Fast 100 Prozent unser Schüler aus allen Unterrichtsangeboten finden einen Ausbildungsplatz", so Große-Wentrup, "da macht es Spaß zu unterrichten", ergänzt die Pädagogin.

Eine Erkenntnis, die Kim Nowark und Jessica Joosten nur bestätigen können. Die Bocholterin und die Rhederin gehören zu den ersten Absolventen der Euro-Business-Class und haben nach ihrem Abschluss problemlos einen Ausbildungsplatz gefunden. Doch nicht nur beruflich, auch persönlich sind die beiden durch das Kolleg und vor allem auch das dazugehörige Auslandspraktikum vorangekommen: "Man weiß, dass man in einem fremden Land klarkommt, wird selbstsicherer", so Jessica Joosten. Das gemeinsame Resümee der beiden zur Schulform ihrer Wahl fällt denn auch sehr positiv aus: "Wir würden es auf jeden Fall wieder machen."
Zumal die Ausbildung klare berufliche Vorteile eingebracht hat. "Meine Mehrsprachigkeit hat bei der Einstellung eine wichtige Rolle gespielt", bestätigt Kim Nowark, die jetzt bei Macrander arbeitet.

Und das ist kein Zufall. So hat der enge Kontakt der berufsbildenden Schule zur regionalen Wirtschaft einen großen Anteil an der Etablierung der sprachlichen Unterrichtsbestandteile gehabt. "Vor der Gründung haben wir bei den hiesigen Unternehmen eine Umfrage durchgeführt und versucht, deren Bedürfnisse zu ermitteln. Mit einer Fragebogenaktion zu Inhalten und benötigter Sprachkompetenz war man an die Gewerbetreibenden herangetreten. Das führte dazu, dass der Fremdsprachenunterricht einen immer größeren Raum im Stundenplan erhielt.

Neben der Euro-Business Class und dem Wirtschaftsgymnasium erlangen die Fremdsprachen auch in den kaufmännischen Berufen stets zunehmende Bedeutung. So wird Niederländisch- Unterricht gegeben und die Einzelhandelskaufleute absolvieren sogar Praktika bei den holländischen Nachbarn.

"Es geht uns um eine Europäisierung der Unterrichtsinhalte", erklärt der Schulleiter die Zielsetzung seines Kollegiums. "Wir wollen keine folkloristen Züge hineinbringen." Wichtig ist ihm vielmehr die Nachhaltigkeit des Erlernten. Die Schüler sollen über den Tag hinaus im späteren Berufsleben vom Unterricht profitieren. "In Zeiten der Globalisierung wird von der Wirtschaft immer mehr Fremdsprachen- und interkulturelle Kompetenz gefordert", so Michael Ebbers und ergänzt: "Wenn das nicht an unserer Schule geschieht, wo sonst." Und so wird das Berufskolleg sicherlich auch in Zukunft im Rahmen solcher "Leistungsschauen", wie Ebbers sie scherzhaft nennt, auf seine Stärken verweisen.
Wer nicht darauf warten möchte, kann die Bildungseinrichtung jederzeit unter www.bk-amwasserturm.de im Internet besuchen.

Lehrer und Schüler sind überzeugt vom internationalen Ansatz des Berufskollegs: Antje Große-Wentrup, Ellen Baumann, Jutta Ritter, Jessica Joosten, Kim Nowark, Hein-Josef Schepers und Karl Tünte. Foto: Schulz

Zurück