Ein Schauspieler in fünf Rollen

Auf der kleinen Bühne im Forum des Wasserturms flackert die Glühbirne. Sirenen heulen und das Geräusch von fallenden Bomben dröhnt aus den versteckten Boxen. Inmitten dieses Szenarios steht Macke Prinz alias Didi Jünemann. Er hält ein kleines Holzflugzeug hoch, lässt es fliegen, simuliert das Motorknattern - so wird der Angriff der Engländer greifbar gemacht. Das Theaterstück „Wir Kellerkinder" erzählt etwa drei Jahrzehnte deutscher Geschichte aus der Sicht von Macke Prinz, der eigentlich nur trommeln will.
Irgendwann im Jahr 1945 hockt der junge Prinz vor dem allmodischen Radio in seinem Keller und lauscht einer Sendung aus dem Führerbunker. "Adolf Hitler ist gefallen", berichtet der Sprecher. Prinz schaut auf und seufzt lediglich: „Nie wieder Badenweiler."
Diesen Marsch hat der begeisterte Schlagzeuger ohnehin gehasst. Direkt wird Jazz aufgelegt, die Hitlerjugend-Uniform ausgezogen und der Kommunist Knösel nach sieben Jahren endlich aus seinem Kellerversteck entlassen.

Als seine Familie durch die Beförderung seines Vaters zur Zeit des Nationalsozialismus in den ersten Stock ziehen darf (nachdem den dort wohnenden Juden beim Auszug geholfen wurde), bleibt der Junge in seinem Keller, um zu trommeln und um heimlich zu rauchen. Dann nimmt das Schicksal seinen Lauf: Zunächst versteckt er einen Kommunisten vor den Nazis, später seinen Vater vor der Entnazifizierung. Zum Schluss landet er selbst in der Klapsmühle.
Die knapp 60 Zuschauer im Publikum setzten sich aus Schülern und Lehrern zusammen. „Das Thema des Stücks arbeitet den Unterrichtsstoff auf lebendige Art und Weise auf, so Geschichtslehrer Matthias Vennemann. Zusammen mit Referendar Matthias Peltzer und Jochen Methling vom städtischen Schul- und Kulturamt hatte er die Veranstaltung in die Wege geleitet.

Macke Prinz und sämtliche Nebenfiguren werden von Didi Jünemann dargestellt, der dieser Aufgabe mit erstaunlicher Leichtigkeit gerecht wird. Die meiste Zeit über spricht er mit dem Publikum, erzählt aus der Sicht Mackes dessen Geschichte und schlüpft dann spontan mal in die Rolle seines Vaters, seiner Schwester, des Kommunisten oder seines späteren Therapeuten. Mit verstellter Summe, einigen Zoten und markanten Gesten bedarf es dazu keiner Vorwarnung.

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