Die GM2 zu Besuch in den Psychiatrischen Kliniken Bedburg-Hau

Im Rahmen unserer Unterrichtsreihe „Psyche, Ängste, Zwänge und Neurosen“ im Fach Religion bei Frau Essing, ging es am Dienstagmorgen, den 10.03.2015, für uns, der Mittelstufe des Ausbildungszweiges Groß- Außenhandel, nach Bedburg-Hau, zur Forensischen Psychiatrie der LVR-Klinik (Landschaftsverband-Rheinland). Sie zählt mit ihren 1100 Betten zu den größten Kliniken in Nordrhein-Westfalen und behandelt dort psychische und neurologische Krankheiten.

Um 9:00 Uhr sind wir auf dem ca. 80 Hektar großen Gelände angekommen, was für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist. Im Museumsgebäude empfing uns Herr Horschek, ehemaliger Soziologe und Mitarbeiter an der Klinik und nun im Ruhestand. Er führte uns in die Geschichte der 1912 gegründeten Klinik ein und erzählte uns über den Entwicklungsprozess von einer Irrenanstalt zu einer Heil- und Pflegeanstalt. Er schilderte uns damalige Behandlungsmethoden und Versuche, die durchgeführt wurden, um den Patienten zu helfen. Dabei versuchte man auf unterschiedlicher Weise, die Patienten zu beruhigen. Die Schocktherapie, mit kalten Regengüssen (später mit Elektroschock) und die Bett- und Badbehandlung,  waren früher übliche Methoden. Zu dem Thema „Euthanasie“, dem systematischem Morden an geistig und körperlich behinderten Menschen in der NS-Zeit, schauten wir uns einen Film an, der auch die Vorgehensweise in der Klinik in Bedburg-Hau dokumentierte. Am 14.03.1933 trat das  Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, mit der Folge vieler Sterilisationen, in Kraft. Auch in Bedburg-Hau wurden viele Patienten sterilisiert und später auch zu Tötungsanstalten abtransportiert.

Vieles, was wir von Herrn Horschek erzählt bekommen haben, konnten wir in dem klinikeigenem Museum nachlesen und nachschauen. Hierzu begleitete uns Frau Ebbers, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Klinik zuständig ist. In dem Museum konnten wir uns neben einem früheren Waschzimmer, auch eine Küche, einen Schlafraum, ein Sprech-und Behandlungszimmer, sowie Arbeitskleidung und viele Dokumenten ansehen.

Nach dem Museumsbesuch haben wir mit Frau Ebbers einen Rundgang über das Klinikgelände gemacht. Sie erzählte uns über die Nutzung der vielen Gebäude (ca. 100) und den unterschiedlichen Therapieeinrichtungen, wie Musik-, Reit- oder Kunsttherapie. Einige der denkmalgeschützten Gebäude sind mit hohen Zäunen und Stacheldraht gesichert, andere wiederum dienen Tageseinrichtungen oder stehen leer. Das Gebäude der Kinder- und Jugendforensik ist ein moderneres Gebäude, das wir besuchen durften. Die Erzieherinnen zeigten uns die Schlaf-, Wasch- und Aufenthaltsräume der Kinder im Alter von 4 - 17 Jahren, die hier untergebracht sind. Ihr Aufenthalt beträgt meist 4-6 Wochen. In der Zeit werden sie von Psychologen, Ärzten, Therapeuten und Pädagogen betreut. Besonders erstaunt hat uns der „Wutraum“, ein mit bunten Gummimatten ausgelegter Raum. Dort werden die Kinder untergebracht, wenn sie nicht mehr zu beruhigen sind. Diesen Raum sehen die Kinder aber nicht als Strafe an, sondern als Hilfe ihre Wut zu bekämpfen. Neben der stationären Pflege gibt es auch eine ambulante Pflege, wie zum Beispiel die Tagesklinik, wo die Kinder von 8-16 Uhr ihren Tag verbringen. Die Kinder sind aus verschiedenen Gründen dort untergebracht. Sie leiden unter Ängsten und Süchten, wurden vergewaltigt oder missbraucht oder weisen Verhaltensauffälligkeiten auf.

Nach der Kinder- und Jugendforensik zeigte uns Frau Ebbers die besonders gesicherte Abteilung für den Maßregelvollzug, die zur Behandlung psychisch kranker Straftäter dient. Diese werden nicht von Justizvollzugsbeamten bewacht, sondern von Pflegern, da die Therapie und Heilung im Vordergrund steht. Hierbei sitzen die Straftäter ihre Strafe nicht ab, sondern es wird individuell entschieden, wann oder ob Jemand entlassen wird. Das moderne Gebäude hebt sich mit seinen hohen Glasmauern von den anderen Gebäuden deutlich ab.

Zum Schluss des Ausfluges trafen wir Herrn Djawadi, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Er erzählte uns von seinem Aufgabengebiet und einige Fakten über die Klinik. Wir erfuhren, dass die Klinik für den Kreis Wesel und Kleve zuständig ist und jährlich bis zu 500 Kinder und Jugendliche stationär und 3000 ambulant behandelt.

Er stellte sich unseren Fragen, die allgemein bezogen waren aber auch im Bezug zu unserem Unterrichtsthema „Psyche, Ängste, Neurosen und Zwänge“ standen. Auf die Frage welche Krankheit oder Angst zunehmend vermehrt auftritt, gab er uns die Antwort, dass viele Kinder und Jugendliche unter Sozialängsten (das heißt, Angst vor der Gesellschaft) oder auch Süchten (Magersucht, Drogen) leiden. Uns interessierte wie man Ängste überwinden bzw. therapieren kann. Er sagte, man könne sich Schritt für Schritt der Angst nähern und erkenne so, dass diese unbegründet oder gar nicht so negativ sei. Dieser Prozess sei bei jedem individuell und könne je nach Fall Wochen, aber auch Monate dauern. Speziell für die Behandlung der Kinder und Jugendlichen sei es wichtig, dass die Eltern das Problem erkennen und dabei helfen es zu lösen. Die Eltern sind ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

Das Fazit unseres Ausfluges war, dass es eine Vielzahl von unterschiedlichsten Krankheiten gibt, die mit unserer Psyche zusammenhängen können. Außerdem kann man sagen, dass jeder von uns schon mal in einer gewissen Art Ängste, Neurosen oder Depressionen gehabt hat. Jeder Mensch geht anders mit seinen Problemen und Sorgen um. Die einen können diese schnell lösen und andere brauchen dafür Hilfe. Auch wurde uns bewusst, dass die Eltern eine wichtige Rolle bei der Heilung dieser Probleme spielen. Sie müssen sich bemühen, ihr Kind zu verstehen. Die Klinik stellt kein Problemlöser dar, die Eltern haben ebenfalls ihre Aufgaben bei der Therapie.

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