Besuch der LVR-Klinik

Zusammenhang mit dem Thema Psyche plante die Klasse RNO mit Frau Essing einen Besuch der LVR Klinik in Bedburg-Hau. Es ging um eine lebensnahe Verdeutlichung der Problematik Phobien, psychische Störungen und Erkrankungen.

Die LVR-Klinik in Bedburg-Hau ist eine 1825 gegründete Institution, die sich als eigenständige Stadt beschreiben lässt. Auf dem Gelände befinden sich eine geschlossene Frauen- und Männerforensik, Einrichtungen zur stationären Behandlung in verschiedenen Altersstufen und in Verbindung mit der stationären Behandlung von Schulpflichtigen; sogar eine eigene Schule, sowie Arbeitseinrichtungen für die Berufstätigen in längerer stationärer neurologischer und psychologischer Behandlung.

Als erstes wurde die Klasse in zwei Gruppen getrennt und dann die Abteilungen der Kinder und Jugendpsychiatrie besucht. Während das häufigste Krankheitsbild der Kinderabteilung ADHS ist, bilden in der Jugendabteilung vor allem leistungsbedingte oder sozialbedingte Minderwertigkeitsgefühle in Verbindung mit suizidalen Gedanken sowie Magersucht die häufigsten Gründe für eine stationäre Behandlung. Die Stationen bestehen aus Zweibettzimmern, Gemeinschaftsbädern und einem Aufenthaltsraum. Die Kinder und Jugendlichen werden in der stationären Behandlung an geregelte Tagesabläufe herangeführt, um Strukturen zu schaffen, die den Kindern und Jugendlichen helfen sollen, ihren Alltag nach der Behandlung schrittweise wieder souverän alleine zu meistern.

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Jugendstation der LVR-Klinik mit dem Therapiehund Quando

Anschließend begann ein geführter Rundgang über das Gelände der Klinik. Dieser wurde durch Frau Maria Ebbers, eine Angestellte im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, geleitet. Sie zeigte uns die Schule für die Kinder und Jugendlichen in stationärer Behandlung, die geschlossene Männerforensik, die geschlossene Frauenforensik, und anschließend das LVR Museum.

LVR  Männerforensik von oben

Auf dem Weg begegneten wir einer der Berufstherapie-Gruppen der Klinik. Dies beinhaltet, dass sogar Insassen der geschlossenen Männerforensik, aber auch Patienten in länger anhaltender stationärer Behandlung, Aufgaben auf dem Gelände verüben können. Dies soll dazu dienen, dass die Insassen und Patienten eine Aufgabe haben und andererseits nach der stationären Behandlung vorzeigen können, dass sie trotz des Aufenthaltes nicht viel Berufserfahrung eingebüßt haben.

Im Museum erzählte uns Herr Uwe Horschig, der Leiter des Museums, umfangreich über die Geschichte der Klinik und wie sich diese im Laufe der Jahrhunderte in Funktion, Struktur und interner Organisation verändert hat. Anschließend konnte man noch antike Ausstattungsgegenstände aus den Anfängen der Klinik betrachten. Dabei handelte es sich zum Beispiel um Zwangsjacken, Schwesternkleidung, handschriftliche Aufzeichnungen der Angestellten über Vorfälle und auch eine Liste mit Namen derer, die im dritten Reich unter dem Deckmantel der psychiatrischen Behandlung von Bedburg-Haus aus deportiert worden sind.

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Antike Schwesternkleidung

Abschließend bekamen wir noch die Chance, in einer offenen Gesprächsrunde einem der angestellten Psychologen, Herrn Dr. Dwardy, aus dem Bereich der Jugendpsychiatrie Fragen zum Alltag und zu einigen Patienten und Krankheitsbildern zu stellen. Dies ermöglichte uns Einblicke in die alltägliche Arbeit der psychologischen Betreuer zu erhalten. So erfuhren wir, dass die Notstelle der Ambulanz 24-Stunden und 7 Tage der Woche mit Notfalldiensten ausgestattet ist und dass die Behandlung in jedem Fall von den Krankenkassen finanziert wird.

Insgesamt gesehen hat der Besuch der LVR-Klinik in Bedburg-Hau einen interessanten Einblick in den Alltag der stationären Behandlung von psychischen und neurologischen Erkrankungen gegeben. Man konnte sich über die örtlichen Gegebenheiten und die Unterbringung in einer geschlossenen forensischen Anstalt ein Bild machen oder Vorurteile verwerfen bzw. geraderücken. Es war für alle eine empfehlenswerte und interessante Erfahrung.

Melanie Everwien, RNO

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