Berufskolleg goes underground

Wie gräbt man unterirdisch einen Kanal von mehreren Kilometern Länge und einem Durchmesser von über drei Metern, ohne dass an der Erdoberfläche etwas von dieser "Maulwurfstätigkeit" bemerkt wird?

Die Bocholter Firma Epping ist auf dieses besondere Kunststück spezialisiert. Der Firmeninhaber, Herr Epping, hatte das Kollegium der Schule eingeladen, sich auf einer Baustelle in Mönchengladbach genauer über das von seinem Unternehmen entwickelte Rohrvortriebsverfahren zu informieren.

15 Kollegen nahmen das ungewöhnliche Angebot an. Der Förderverein der Schule stellte zwei Mietwagen bereit und dann ging es los.

Der "Chef" war selbst vor Ort und mit ihm stieg die Lehrergruppe zehn Meter tief in die von starken Scheinwerfern ausgeleuchtete Baugrube hinab. Dort unten sorgen gewaltige Pressen dafür, dass Kanalrohre so groß wie ein kleiner Lieferwagen durch das Erdreich gedrückt werden. Der Abbau des Bodens an der sog. Ortsbrust, also am äußersten vorderen Ende des Schachtes, erfolgt mit Hilfe einer Hacke, die das Erdreich löst. Über Förderbänder gelangt das gelöste Material in eine Lore und wird dann oft über hunderte Meter zurück zur Baugrube transportiert, um dort ans Tageslicht geholt zu werden.

Was vom Prinzip her recht einfach klingt – Loch graben, Rohr hineinschieben, weitergraben, nächstes Rohr ... – ist in der Praxis weitaus schwieriger zu bewältigen. Oft trifft man auf harten Gesteinsuntergrund. Dann muss mit Abbauhämmern, Spaltgeräten u.ä. Werkzeugen gearbeitet werden. In seltenen Fällen wird sogar gesprengt. Wenn man an guten Tagen 15-20m Rohrlänge schafft, kann es an schwierigen Tagen auch nur ein Meter Bodengewinn sein. Grundwasser ist ein ständiger unangenehmer Begleiter und muss durch besondere Druckluftkammern von der Grabungsstelle ferngehalten werden. Die riesigen Rohre müssen, auch wenn der Kanalverlauf eine Krümmung aufweist, absolut dicht aneinander gefügt werden, damit 100% Wasserdichtigkeit garantiert werden kann, Und, und, und ... Mit relativ geringem Personalaufwand aber hohem Maschineneinsatz wird die Baustelle gefahren. Die wenigen Arbeiter sind an 4 Tagen 12 Stunden im harten Einsatz. Danach gibt es einige Tage Ruhepause. Die Anlage selbst ist rund um die Uhr im Betrieb.

Die Kollegen kamen zeitweise aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nach längerem Fußmarsch "unter Tage" durch die bereits verlegten Kanalrohre, gab es die Möglichkeit, direkt bis zur Arbeitskammer, dem Herzstück der gesamten Anlage, vorzudringen. Hier erläuterte ein Facharbeiter das Funktionsprinzip der Abbaumaschine und vermittelte einen guten Einblick in die Arbeitsbedingungen in der Kammer.

Am Ende war man sich unter den Kollegen einig: Man hatte ein mittelständisches Vorzeigeunternehmen kennengelernt, von dessen Innovationskraft, technischem Know-How und Leistungsfähigkeit alle Kollegen außerordentlich beeindruckt waren.
Die Reihe "Betriebsbesichtigungen der besonderen Art" soll mit Unterstützung des Fördervereins fortgesetzt werden.

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