Berufskolleg am Wasserturm überläßt 25 PC-Arbeitsplätze der Schule in Krasnaja-Gora

Es sei ein gewaltiger Kraftakt gewesen, der nur mit Hilfe eines Lehrer- und Schülereinsatzes habe realisiert werden können, der weit über das Normale hinausgegangen sei, sagte Michael Ebbers. Oft sei in den letzten Monaten nachmittags und sogar sonntags daran gearbeitet worden, fügte der Leiter des Berufskollegs am Wasserturm hinzu. Ein Computer-Klassenraum mit 25 Arbeitsplätzen wurde abgebaut, verpackt und per LKW zur "Schule Nr. 1" nach Krasnaja-Gora in Russland transportiert. Weil der Medienraum des Kollegs an der Herzogstraße mit neuen Computern ausgestattet werden sollte, stellte sich vor knapp einem Jahr die Frage, was mit den alten Geräten passieren soll. Über Kontakte zur evangelischen Kirchengemeinde Werth, die seit Jahren Hilfsgüter nach Krasnaja-Gora liefert, wurde an der russischen Schule angefragt, ob Interesse an einem solchem Medienraum bestehe. "Und ob", hieß es von der dortigen Schulleitung. Zwei Monate später wurden die Computer generalüberholt und von Lehrern und Schülern des Mathematik-Leistungskurses des Wirtschaftsgymnasiums samt Maus und Betriebsanleitung in Spezialkartons verpackt. "Es fehlte zwar noch die für den Transport notwendige Sondergenehmigung aus Moskau, aber wir wollte schon mal anfangen", sagt Simon Große-Wentrup von der evangelischen Kirchengemeinde Werth, der die Aktion mit vorbereitet hat. Von Juli bis Oktober lagerten die Kartons bei einer Speditionsfirma, dann wurden sie für den Transport nach Russland verladen.

Für die 2000 Kilometer lange Fahrt nach Krasnaja-Gora brauchte der Konvoi drei Tage. Neben den Computern wurden auch Textilien, Schuhe, Gehhilfen und Rollstühle und andere Hilfsgüter auf die Reise geschickt. Besonders die Zoll-Formalitäten an den Grenzen dauerten lange - zum Teil bis zu zwölf Stunden. Am Ziel angelangt, wurden die Lkw entladen. Als auch nach einer Woche der Zoll die Computer-Kartons noch nicht freigegeben hatte, mussten die Bocholter aus Zeitgründen wieder die Rückfahrt antreten. Die Freigabe durch den Zoll erfolgte erst einige Tage später. Jetzt warten die Computer aus Bocholt darauf, ausgepackt und aufgebaut zu werden. Dies soll im April geschehen. Dann werden die Männer, die die Kartons nach Krasnaja-Gora brachten, wieder dort hin fahren, um das Computer-Klassenzimmer einzurichten. Mit dabei ist dann auch wieder ein niederländischer Ingenieur, der sich um die notwendige Stromversorgung kümmert.

Während einer kleinen Feierstunde im neuen Medienraum des Berufskollegs, an der auch Vertreter des Kreises Borken, der Stadt Bocholt, der Schülervertretung und des Kollegiums teilnahmen, überreichte Simon Große-Wentrup ein Bild an Michael Ebbers. Es wurde von einem dortigen Künstler, einem früheren Lehrer der "Schule Nr. 1", gemalt und zeigt eine Flusslandschaft bei Krasnaja-Gora. Das Gemälde hätte ihm das russische Lehrerkollegium als ein Zeichen des Dankes mitgegeben, erläuterte Große-Wentrup. Es soll künftig im mit 25 Flachbildschirmen und leistungsstarken PCs ausgestatteten Medienraum des Berufskollegs hängen, sagte Ebbers.
In den vergangenen fünf Jahren seien auf der Grundlage eines zuvor erstellten Konzeptes 250 000 Euro in sieben Fachräume des Berufskollegs investiert worden, teilte Ebbers gestern mit. Für die drei Computerräume des Kollegs sei zusätzlich investiert worden. Zudem verfüge das Berufskolleg über ein so genanntes "Intra-Net", das einen besonders schnellen Internet-Verkehr gewährleiste. 500 000 Euro wurden in den vergangenen Jahren allein für Technolgie ausgegeben, sagte Ebbers. Hinzu kommen noch die Sanierungskosten der Fachräume, berichtete der Leiter des Berufskollegs.

Neu ist auch das Internet-Café, das im Untergeschoss des Gebäudes für die Schüler eingerichtet wurde. Von 8 bis 13 Uhr haben sie hier an sechs Terminals die Möglichkeit, im Netz zu surfen. Für dieses Projekt wurden 40000 Euro ausgegeben - ein Viertel der Summe stellte der Förderverein des Berufskollegs zur Verfügung.
Von THEO THEISSEN, BBV vom 22.02.2003.

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