Aus der Pleite lernen

66 Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs am Wasserturm in Bocholt haben im Juni 2006 ein dreitägiges Schnupperstudium im Fachbereich Wirtschaft der Hochschulabteilung Bocholt absolviert. Die Schüler erarbeiteten bei einem Planspiel eigene Strategien, um Produkte erfolgreich auf dem Markt zu platzieren.

„Es war anstrengend und es hat riesigen Spaß gemacht." So lautete das einstimmige Urteil von 66 Schülerinnen und Schülern vom Wirtschaftsgymnasium des Berufskollegs am Wasserturm, ihren Lehrern sowie von Prof. Dr. Raymond Figura, Dekan im Bocholter Fachbereich Wirtschaft, und Stefanie Hölsken, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bocholter Hochschulabteilung. Dort haben die Schüler - insgesamt drei Klassen der Jahrgangsstufe 12, die gerade eine Projektwoche hatten - im Juni 2006 ein dreitägiges Planspiel absolviert. Was sich leicht anhört, verlangte umfangreiche Kenntnisse in Wirtschaftsprozessen, Konzentration, Fingerspitzengefühl und Entscheidungsfreude. Die Fachkenntnisse brachten die Schüler, die im nächsten Jahr das Abitur machen wollen, bereits mit. Denn ihre Schule setzt einen Schwerpunkt auf die Wirtschaftswissenschaften.

Aufgeteilt in Gruppen mussten die 66 Schüler Marktchancen für Produkte in der Mobilfunkbranche ausloten. Dass jede Gruppe dabei ein eigenes Unternehmen führte und in Konkurrenz zu den anderen trat, machte das Spiel besonders spannend. Die „Jung-Unternehmer" entschieden beispielsweise darüber, welche Produkte für welche Zielgruppen auf dem Markt erscheinen und wie viel Kapital in die Entwicklung neuer Produkte oder in die Werbung gesteckt werden sollte.
Nach drei Planspiel-Tagen hatten die Schüler mit vielen Millionen Euro jongliert und ein Unternehmen auch in den Ruin geführt „Durch die spielerischen Pleiten machen die Schüler schon früh die Erfahrung, wie man es nicht machen darf", so Raymond Figura. Am letzten Tag präsentierten die Gruppen ihre Ergebnisse den Mitschülern. Stefanie Hölsken: „Gesiegt hat ein Team, das sich hauptsächlich für Produkte einer Zielgruppe entschieden und die weiteren Strategien an dieser Vorgabe orientiert hat."

Nach Ansicht ihres Lehrers Roger Hartmann, der während des gesam¬ten Schnupperstudiums dabei war, haben die Schüler durch die Tage an der Hochschule Kriterien an die Hand bekommen, mit denen sie die eigene Zukunft gestalten können. „Die Hochschule ist für sie nicht länger ein unbekanntes Territorium", so Hartmann. Auch Gabi Demming und Martin Verhasselt, beide Lehrer am Bocholter Berufskolleg, waren mit den Hochschulerfahrungen ihrer Schüler zufrieden. Demming: „Die Schüler konnten bei dem Planspiel die Theorie, die sie in der Schule gelernt haben, in die Praxis umsetzen."

Die Bocholter Hochschulabteilung arbeitet schon seit einigen Jahren mit den Schulen der angrenzenden Kreise sowie mit niederländischen Schulen zusammen, vor allem im Rahmen des von der Euregio geförderten „TEAM"-Projekts. Dahinter stehen von Seiten der Hochschule unter der Leitung von Prof. Dr. Udo Ossendoth Professoren der technischen Fachbereiche sowie des Fachbereichs Wirtschaft. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler vor allem auch an Technik-Themen herangeführt werden. Mit dem jüngsten Projekt im Bereich Wirtschaft waren die Vertreter von Schule und Hochschule so zufrieden, dass demnächst wieder ein Schnupperstudium stattfinden soll. Und die Schüler? Denen hat es so gut gefallen, dass einige im Anschluss an das Projekt noch das Mensa-Essen testeten.

aus: Trikon 1/07, Das Magazin der Fachhochschule Gelsenkirchen

Drei Tage Hochschulluft geschnuppert haben im Juni 66 Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs am Wasserturm. Mit dabei waren ihre Lehrer Gabi Demming (vorne links), Martin Verhasselt (3.v.l.) sowie Roger Hartmann (vorne rechts).

 

Zurück