Anschlussgleis ans Studiensystem gelegt

Betriebswirte des BK Wasserturm können in eineinhalb Jahren ihren Bachelor an der Privaten Fachhochschule Göttingen machen
Die Fachschule für Wirtschaft am Berufskolleg (BK) Wasserturm hat jetzt einen speziellen Kooperationsvertrag mit der Privaten Fachhochschule Göttingen (PFH) unterzeichnet: Die staatlich geprüften Betriebswirte aus Bocholt können künftig an der PFH einen Bachelor in der Hälfte der üblichen Zeit machen. Das Fachschulexamen wird ihnen zu 50 Prozent auf den Bachelor-Studiengang anerkannt. Damit sei das BK die erste Schule in der Region mit „Anschlussgleis an das europäische Studiensystem“, sagte Berufskolleg-Leiter Michael Ebbers.

Wollte ein BK-Schüler nach seiner vierjährigen Ausbildung und Prüfung zum Betriebswirt noch einen Bachelor-Abschluss machen, so musste er bisher zusätzlich drei Jahre studieren. „Das schreckte viele ab“, berichtete Ebbers. Über ein Fernstudium an der PFH Göttingen könnten die Betriebswirte nun in eineinhalb Jahren ihren Bachelor machen, Studiengebühren sparen und ihre Einstiegschancen in Management-Positionen verbessern. Er hoffe, dass auf den Jahreschroniktafeln des BK schon bald die ersten Bachelor-Hüte erscheinen. „Nicht nur Bachelor-Hüte“, korrigierte ihn die Professorin Antje-Britta Moerstedt, Leiterin der PFH-Fernstudienzentren, bei der Vertragsunterzeichnung vor angehenden Betriebswirten. „In dreieinhalb Jahren können sie den Master draufsetzen! Der Bachelor sollte nur eine Zwischenlösung sein.“

Um den Kooperationsvertrag abzuschließen, habe sich die Wirtschaftsfachschule am BK bei einer Äquivalenzprüfung „ausziehen müssen“, berichtete Ebbers. „Auf Wunsch der Akkreditierer mussten wir sechs Meter Ordner hinstellen, um zu beweisen, dass das, was die staatlich anerkannten Betriebswirte können, gut ist“, ergänzte Moerstedt. Die Fachschule am BK Wasserturm sei die erste Schule, die mit dem Wunsch nach pauschaler Anerkennung von Leistungen an die PFH herangetreten sei.

Die ersten Weichen für eine Kooperation mit einer Hochschule habe bereits der ehemalige Fachschulleiter Heinbernd Oppenberg gestellt, berichtete Ebbers. Sein Nachfolger Kay Dumke habe dann die PFH als „optimalen Kooperationspartner“ gefunden - „nachdem sich lokal und regional keine bedürfnisgerechte Hochschullösung finden ließ“.

Für die Betriebswirte sei es beispielsweise wichtig, dass sie neben ihrer Arbeit in der Firma studieren könnten, erläuterte Ebbers. An der Fachhochschule in Bocholt gehe so etwas nicht. An der PFH Göttingen hingegen gebe es Fernstudiengänge, über die das möglich sei. Das nächstgelegene Fernstudienzentrum der PFH ist in Ratingen. „Am Wochenende - freitags bis sonntags von 8.30 bis 15.45 Uhr - gibt es dort Unterricht“, berichtet dessen Leiterin Dagmar von Majewski. „Aber die Präsenzzeiten sind freiwillig.“ Wichtig sei nur, dass die Studenten zu den Klausuren kämen. „Und ein Mal müssen sie nach Göttingen - zum Colloquium für den Bachelor.“

Der Bachelor könne normalerweise in sechs oder acht Semestern gemacht werden. Die Betriebswirte aus Bocholt stiegen dementsprechend ins vierte oder fünfte Semester ein. Beim Sechs-Semster-Studiengang betrage die monatliche Gebühr 330 Euro, beim Acht-Semester-Studiengang seien es 248 Euro, sagte von Majewski.

BBV vom 31.3.2011

Prof. Antje-Britta Moerstedt (links) und Dagmar von Majewski von der Privaten Fachhochschule Göttingen (PFH) beobachten, wie BK-Leiter Michael Ebbers den Kooperationsvertrag unterschreibt. (Foto: Sven Betz)

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