Virtueller Schreibtisch für die Lehrer

Am Berufskolleg am Wasserturm startet "SelGO". Die Abkürzung steht für "Selbstständiges Lernen mit digitalen Medien in der Gymnasialen Oberstufe", und das ist für Karl Tünte, einen der Lehrer, die das Projekt betreuen, ein "Modell der Zukunft". Denn die Schüler arbeiten zunächst ein Viertel aller Unterrichtsstunden selbstständig - entweder im Selbstlernzentrum im Berufskolleg oder per Internet zuhause vom Computer aus.

Bei "SelGO'' werden den Schülern in einem Lernplan Verbindlichkeiten und Termine vorgegeben. Sie können aber selbst entscheiden, in welchem Tempo sie lernen möchten - und auch, wo sie das tun möchten. "Hochbegabte Schüler können stärker gefördert werden, und auf lernschwächere Schüler können wir intensiver eingehen", sagt Tünte. Das freie Arbeiten bedeutet allerdings nicht, dass die Schüler machen können, was sie wollen und womöglich den Stoff schleifen lassen. "Wie sonst auch müssen regelmäßig Hausaufgaben und Referate abgeliefert werden', erklärt Lehrer Thomas Stange. So müssen bei bestimmten Aufgaben die Lösungen an den Lehrer geschickt werden.

"SelGO" ist ein Modellprojekt des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder, das jetzt an 170 Schulen läuft. Hier in der Region ist das Berufskolleg am Wasserturm die einzige Schule, die teilnimmt und das Projekt für den Jahrgang 11 der gymnasialen Oberstufe startet. "Wir bieten es zunächst in den Fächern Mathe, Deutsch, Englisch und Volkswirtschaftslehre an. Weitere Fächer sollen Stuck für Stück folgen", sagt Karl Tünte.

Im Mittelpunkt von "SelGO" steht das Lernen mit der Lernplattform. Dieses Angebot wurde von den renommierten Schulbuchverlagen Cornelsen und Klett entwickelt, die auch die Lernmodule betreuen. Viele der Unterrichtsinhalte werden dabei multimedial aufbereitet. "Das greift immer weiter um sich", so Dr. Rainer Stieglitz. Er ist im Auftrag der Bezirksregierung Münster für die didaktische Begleitung des Projektes zuständig, während Günter Eshold die technischen Aspekte abdeckt. Beide besprachen gestern mit den Lehrern des Berufskollegs das Projekt.

Auch auf die Lehrer kommen bei "SelGO" neue Aufgaben zu. "Wir sind die Moderatoren", sagt Karl Tünte. Das bedeutet, dass der Lehrer beispielsweise individuell auf Fragen und Probleme einzelner Schüler eingehen kann. Er hat aber auch einen virtuellen Schreibtisch auf der Internet-Plattform. Thomas Stange: "Da können wir ergänzend eigenes Material für die Schüler bereitstellen." Die Lehrer müssen außerdem regelmäßig Fragebögen zu dem Modellprojekt beantworten. Sein Kollege Karl Tunte findet es zudem wichtig, dass immer die neusten Unterrichtsmaterialien bereitstehen.
"SelGo" soll Schülern die nötige Kompetenz vermitteln, mit neuen Medien sach- und zielorientiert umzugehen, die Informationen aber auch kritisch zu hinterfragen. Für Karl Tunte ist es zudem eine gute Vorbereitung auf den Beruf oder auf ein Studium. Zum einen spielen hier Medien wie das Internet eine immer größere Rolle, zum anderen muss auch selbstständig gearbeitet werden.


BBV vom 18. Sept. 2003

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