Misshandlung, Vernachlässigung und Missbrauch von Kindern

27. November 2013: Besuch durch Herrn Roland Bremer von der Beratungsstelle für Misshandlung, Vernachlässigung und sexuellem Missbrauch von Kindern. Er ist von Beruf Diplompädagoge und klärte uns über Misshandlung, Vernachlässigung und sexuellen Missbrauch auf. Der Sitz dieser Beratungstelle ist im alten Liebfrauenhaus am Hemdener Weg. Wir, die ZFO,  haben uns dieses Thema im Religionsunterricht bei Frau Essing gewünscht.

Herr Bremer startete seinen Vortrag mit einer Frage an die Klasse. Er fragte sie, ob jemand schon einmal misshandelt worden ist. Alle sagten: Nein. Dann fragte er uns, ob denn jemand zuhause von seinen Eltern schon mal ,,ein paar hinter die Löffel”, oder ,,einen Klaps auf den Po” bekommen hat. Natürlich hatten viele der Schülerinnen schon einmal etwas dergleichen erlebt, doch es nie als Misshandlung angesehen. Daraus stellte sich dann die Frage:

Wo fängt Misshandlung an?

  • mit einem Klaps auf dem Po?
  • oder verursachen von blauen Flecken?
  • bei Knochenbrüchen durch Misshandlung?

Unter Kindesmisshandlung versteht man physische und auch psychische Gewaltakte,  sowie Vernachlässigung.
Wenn Kinder von ihren Eltern einen Klaps oder eine Ohrfeige bekommen, ist die Meinung von vielen, dass es in Ordnung ist. Doch wenn sich Paare mittleren Alters streiten und es dabei zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommt, wird im Volksmund sofort gesagt: ,,Der schlägt seine Frau/Freundin“. Und das ist dann nicht in Ordnung? Es wird das Kind doch genauso angegriffen wie die Frau oder Freundin. Eltern sollten also andere Möglichkeiten finden, ihre Kinder zurechtzuweisen, sie sollten nicht sofort ihr Kind schlagen. Anzeichen von Misshandlung oder Vernachlässigung: Anderes Verhalten der Kinder, Blaue Flecken an unüblichen Stellen in Form vom Fingerabdrücken, Knochenbrüche bei Säuglingen (die Knochen sind eigentlich noch so weich, dass sie nicht so schnell brechen).
Misshandlung ist meist öffentlicher als Missbrauch. Es ist leichter, über Misshandlung zu sprechen, als über sexuellen Missbrauch.

Im Zusammenhang mit Misshandlung kommt man leicht zu dem Thema sexueller Missbrauch. Da stellt sich auch die Frage:

Wo fängt  sexueller Missbrauch an?
Wenn mich jemand ungewollt anfasst? Oder erst wenn mich jemand zu Sex oder dergleichen zwingt? Es ist Ansichtssache, manche empfinden es schon als Missbrauch, wenn jemand angefasst wird, andere erst, wenn es zu Sex oder ähnlichem kommt (Vergewaltigung).

Vergewaltigung ist das Eindringen in eine Körperöffnung nicht nur durch das männliche Geschlechtsorgan, sondern auch z.B. durch den Finger etc.

Sexueller Missbrauch ist die Befriedigung eines Kindes zum eigenen Vergnügen. Es muss kein Körperkontakt entstehen, man kann Kinder auch zu etwas zwingen und ihm dabei zusehen. Dann hat man es nicht angefasst und es trotzdem sexuell missbraucht.
Meist reden die Opfer nicht, entweder weil sie es nicht möchten oder weil sie durch Druckmittel davon abgehalten werden. Keiner traut irgendwem sexuellen Missbrauch zu; doch jeder könnte der Täter sein. Täter verwirren und missbrauchen das Vertrauen ihrer Opfer und deren Angehörigen aufs Übelste. Missbrauch betrifft jede Altersgruppe, es gibt keine Grenze nach oben, ebenso wie nach unten, auch Säuglinge können missbraucht werden. Es gibt Opfer, die irgendwann mal drüber reden können, aber sich trotzdem nicht vom Täter trennen, da es mit der Zeit zu einer Abhängigkeit gekommen ist. Täter überlegen sich vorher gut, wie sie vorgehen, um keinen Verdacht zu schöpfen.
Sexueller Missbrauch führt nicht nur zu körperlichen Schäden, sondern auch zu seelischen. Das Selbstwertgefühl der Opfer sinkt, sie suchen die Schuld teilweise auch bei sich selber und fragen sich, was sie falsch gemacht haben.

Doch ganz wichtig ist: DAS OPFER IST NIE SCHULD!!!  

Missbrauch ist um ein vielfaches schlimmer als Misshandlung. Anzeichen von Missbrauch sind Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten.

Wie man zu Infos vom Kind kommt?
Wenn sich eine Mutter bei einer Beratungsstelle vorstellt aufgrund der Vermutung, dass das Kind missbraucht oder misshandelt werden könnte, ist erst mal ganz wichtig die Mutter zu fragen, wie sie zu dem Gefühl kommt. Dann sollte überlegt werden, was jetzt getan wird. Der Berater wird dabei versuchen, dem Kind zu zeigen, dass er sie oder ihn respektiert. Die Eltern oder das Kind wird beraten, ob es zu einer Strafanzeige kommen soll oder nicht. Bei jüngeren Kindern wird nicht so häufig eine Strafanzeige gestellt wie bei älteren Kindern. Die Jüngeren wollen meist einfach nur, dass der Täter aufhört.

Wenn es dann zu einem Gerichtsverfahren kommt, werden Kinder auf das Gerichtsverfahren vorbereitet. Eltern sollten ihre Kinder nicht durch zu viel Fragen manipulieren. Wenn Kinder sich genervt fühlen, sagen sie zu allem Ja und Amen.

Wie geht ein Berater persönlich damit um?
Ein Berater sollte eine professionelle Distanz entwickeln. Alles was im Büro gesagt wird, sollte auch im Büro bleiben. Man kann lernen, damit umzugehen.

Was mache ich, wenn mir so etwas geschildert wird?
Wenn jemand in der Praxis, bei der Arbeit oder auch wo anders so einen Missbrauch oder eine Misshandlung geschildert bekommt, sollte er oder sie es genauso aufschreiben, wie die Person es erzählt. Wortwörtlich!! Denn alles, was übersetzt wird, ist Manipulation.


 

Ansprechpartner in Missbrauchs- oder Misshandlungsfällen:

Ärztliche und Psychosoziale Beratungsstelle
Hemdener Weg 19
46399 Bocholt
Tel: 02871/33777
Fax: 02871/31555
Internetadresse: www.Beratungsstelle-Bocholt.de
E-Mail:Kontakt@Beratungsstelle-Bocholt.de

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