Gute Lehrer, schlechte Lehrer

100 Lehrer und Schüler aus sieben europäischen Ländern nehmen zurzeit an einem Europa-Workshop des Berufskollegs am Wasserturm teil. Gestern präsentierten die Schüler ihre Ergebnisse – und spendeten der Veranstaltung viel Lob.
Tiia aus Finnland kann ganz schön streng sein. Kein Wunder, dass ihre fünf Schüler aus Polen, Deutschland, Italien und Spanien stramm auf den Stühlen sitzen. Thema des Unterrichts heute: die finnischen Zahlen bis zehn. Zackig rattert das braunhaarige Mädchen, das in dieser Präsentation die Lehrerin spielt, die fremden Zahlen herunter: „,Yksi‘ heißt Eins! „Kaksi“ heißt ,Zwei!‘“ Ehe sich die Klasse versieht, hat sie die Zahlen auf der Schautafel weggeklappt – und keiner ihrer scheinbar ziemlich dummen Schüler vermag sie auswendig aufzusagen. Nur gut, dass Lehrerin Tiia ihre Lehrmethode ändert. Im zweiten Anlauf bringt sie die Zahlen auf spielerische Art bei. So gut, dass die Schüler schon nach kurzer Zeit auf Finnisch rechnen können. „Wieviel macht ,Yksi‘ plus ,Kaksi‘?“, fragt Tiia. „Kolme!“, antwortet Chiara aus Italien richtig – und erntet ein Lob ihrer Lehrerin.


Gute Lehrer, schlechte Lehrer – die Präsentation der Schüler im Bocholter Europa-Institut zeigte beide Extreme schulischen Alltags in Europa. Seit Montag haben die Schüler im Rahmen des europäischen Schul-Workshops an ihrer Präsentation gearbeitet. Insgesamt 70 Schüler und 30 Lehrer aus sieben europäischen Nationen beteiligten sich an dem Arbeitstreffen, das in diesem Jahr vom Berufskolleg am Wasserturm organisiert wurde – zum zweiten Mal nach 2004.


„Ich finde die Arbeit in den Workshops sehr fruchtbar“, sagt Nicole Kroll. Die Bocholter Lehrerin hat die Veranstaltung mit ihren Kolleginnen Elisabeth Littwins, Ellen Baumann und Valentina Rentsch auf die Beine gestellt. Das Treffen fällt in das Jahr, in dem das Berufskolleg seit 100 Jahren besteht – und findet kurz nach der Zertifizierung des Kollegs als „Europaschule“ statt. Den Titel hatte NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) vor zwei Wochen an Schulleiter Michael Ebbers verliehen.
Das Berufskolleg am Wasserturm gehört dem Europa-Netzwerk Neos (Network of Europe Oriented Schools) an. Neos veranstaltet die Schüler- und Lehrerworkshops jährlich wechselnd in verschiedenen europäischen Ländern. Prinzip ist, dass die Teilnehmer in international gemischten Gruppen arbeiten. Beim fünftägigen Treffen im Europa-Institut gab es vier Themen zur europäischen Bildung. Gestern präsentierten die Schüler ihre Ergebnisse. Die Schüler schlafen in Gastfamilien. Der Förderverein des Berufskollegs gab einen Zuschuss für die Veranstaltung.


Die Verkehrssprache beim internationalen Workshop ist Englisch, die Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren alt. „Wir genießen alle die Arbeit mit diesen wunderbaren Schülern“, sagt Simone Raymond, die an einer Schule in Lyon unterrichtet und in Bocholt gemeinsam mit Nicole Kroll den Workshop mit den Finnisch-Zahlen betreut. Es sei wunderbar anzusehen, wie die Schüler aus den unterschiedlichen Ländern zusammenarbeiteten. „Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Gruppe funktionierte“, freute sie sich.
Auch Gabriele Reinartz (17) und Jens Bartsch (17) vom Bocholter Berufskolleg lobten die fünftägige Veranstaltung. „Man kann sein Englisch verbessern und lernt auch andere Sprachen kennen“, sagte Gabriele Reinartz. Jens Bartsch berichtete, er sei mit seiner alten Schule schon in Kirgistan gewesen. Das habe ihn neugierig auf andere Länder gemacht. „Und hier beim Workshop kann man viele Leute aus anderen Ländern kennenlernen.“

BBV vom 26.10.2007

Nicole Kroll (Mitte), Lehrerin des Berufskollegs, leitete eine der internationalen Arbeitsgruppen beim Europa-Workshop. Die Schülerin Tiia (rechts) aus Finnland spielte gestern bei der Präsentation der Workshop-Ergebnisse eine Lehrerin. FOTO: Betz

 

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