Eine Wohnbrücke verbindet Menschen in Europa

Die MFU besuchte am 16.03.2012 die Wohn- und Pflegeeinrichtung „Bültenhaus“. Das Bültenhaus des Johanneswerks liegt in der Grenzregion Dinxperlo-Suderwick. Eine Brücke verbindet das deutsche Bültenhaus mit der niederländischen Senioreneinrichtung Careaz Dr. Jenny Woonzorgcentrum. Es ist ein Europaprojekt „Grenzüberbrückendes Leben im Alter“. In der Taverne über der Grenzstraße nahm uns die Pflegedienstleiterin Frau Könen in Empfang. Sie berichtete über die Geschichte des Bültenhauses.

Damals war der Standort des jetzigen Bültenhauses eine Bäckerei. Die Besitzerin durfte aus rechtlichen Gründen nicht ins gegenüberliegende Altenheim in den Niederlanden ziehen. Dies war das ausschlaggebende Argument, die Bäckerei in ein Wohnhaus für alte Menschen umzubauen. Eine gute Idee, doch Frau Könen nannte uns auch einige noch nicht gelöste Probleme. Da ist einmal das Problem mit der Abrechnung, da es in Holland und in Deutschland veschiedene Gesundheitssyteme gibt. Im Bültenhaus gibt es auch keine Nachtwache, damit die Bewohner in Ruhe ihren Schlaf finden. Wenn es aber doch einmal zu Unruhen in der Nacht kommt, gibt es einen Notrufknopf in der Nähe des Bettes. Dann kommt eine Nachtwache aus dem gegenüberliegenden niederländischen Altenheim und versorgt die Bewohner. Dies verursacht enorme abrechnungtechnische Probleme. Eine weitere Verbindung mit dem Altenheim in den Niederlanden gibt es an den organisierten Spieleabenden oder Grillfesten. Wenn aber die Veranstaltungen von Holland organisiert werden, kommt kaum ein deutscher Bewohner, und anders herum ist es genauso. Dies lässt sich auf den letzten Weltkrieg zurückführen. Die jetzige Generation hat ihn noch selbst erlebt und er sitzt ihnen immer noch tief in den Knochen.


Auf die Frage, welches Gesundheitssystem sie für das bessere halte, verwies Frau Konen auf den größeren Verwaltungsaufwand im niederländischen Gesundheitssystem, aber auch auf das grandiose Ehrenamtsystem in den Niederlanden.
Die Wohnungen im Bültenhof haben jeweils ein kleines behindertengerechtes Badezimmer, eine Küche, ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, einen Abstellraum und einen geräumigen Flur. Zu der Wohnung gehört außerdem noch ein Garten oder ein Balkon. Im Bültenhaus legen die Bewohner großen Wert auf Selbstbestimmung. In der „WG“ können sie z.B. selbst bestimmen, was sie essen, wo sie essen oder ob sie etwas essen. Frau Könen legte besonderen Wert darauf, dass wir „Wohngemeinschaft“ bzw. „Wohnhaus“ und nicht „Altenheim“ sagten. Die Bewohner können außerdem auch bestimmen, wie sie ihre Wohnungen und den Flur gestalten möchten. Dies geht in einem Altenheim nicht, weil es gegen die Brandschutzgefahr verstoßen würde. Auch dürfen die Bewohner mitbestimmen, wer weiterhin in die Wohngemeinschaft einzieht.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Leitung des Bültenhofs für die interessanten Informationen, die Führung durchs Haus und die Zeit, die Frau Könen für uns hatte!
Schülerinnen der MFU

Zurück