Doppelqualifikation für Wirtschaftsgymnasiasten in viereinhalb Jahren

Bernhard Rülfing hat allen Grund, sich zu freuen. Nicht nur, dass der 18-Jährige einen Ausbildungsplatz bei der Johann Borgers GmbH ergattert hat, er nimmt auch an einem NRW-Pilotprojekt teil. Dies soll es ihm ermöglichen, sein Abitur auf dem Wirtschaftsgymnasium am Berufskolleg und seine Ausbildung zum Industriekaufmann in viereinhalb Jahren statt wie sonst üblich in sechs Jahren zu schaffen. Bernhard Rülfing würde so 18 Monate an Zeit sparen.
Dies gehe nur in enger Kooperation mit den ausbildenden Unternehmen und der Industrie- und Handelskammer, betonte Michael Ebbers. Der Leiter des Berufskollegs am Wasserturm begrüßte Vertreter von fünf Ausbildungsfirmen aus Bocholt und Umgebung. Sie unterzeichneten in einer Feierstunde die Ausbildungsverträge mit Schülern des Wirtschaftsgymnasiums, die an dem Pilotprojekt teilnehmen. Dazu gehören neben Bernhard Rülfing (Firma Johann Borgers) auch Judith Steverding (Firma Lebo), Manuela Balkenborg (Ibena Textilwerke), Christian Zimmermann (Firma Benning) und Judith Paß (VKF Renzel).

Die Verzahnung der Doppelqualifikation „Abitur - Industriekaufmann/-frau“ bedeute für die Auszubildenden eine Verdichtung des Stoffes, den sie zu lernen hätten, sagt Ebbers. „Es ist für sie eine große Herausforderung“, sagte er zu den Schülern. Sicher sei aber auch, dass die am Pilotprojekt teilnehmenden Schüler des Wirtschaftsgymnasiums nicht mehr Kurse für ihr Abitur belegen müssten oder ein Teil der schulischen Inhalte ihrer Berufsausbildung dem Selbststudium überlassen bleibe.

Die Wirtschaftsgymnasiasten am Berufskolleg am Wasserturm belegen das Fach Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen als Leistungskurs. Drei Jahre lang werden sie wöchentlich fünf Stunden lang in diesem Fach unterrichtet. Die fundierte kaufmännische Vorbildung führe besonders beim Ausbildungsberuf Industriekaufmann zu mehreren inhaltlichen Dopplungen, sagte Ebbers. Allein durch die Lernsynergien lasse sich aus schulischer Sicht die Ausbildungszeit ohne Qualitätsverlust um 18 Monate verkürzen - zumal die Schüler zusätzlich den Differenzierungskurs Industriebetriebslehre besuchen. Bei ihren zukünftigen Ausbildungsunternehmen absolvieren die Schüler mehrwöchige Praktika. Dies habe auf beiden Seiten zu einer größeren Entscheidungssicherheit und zu einem geringeren Auswahlrisiko geführt.

BBV vom 18.11.2011



Nachdem beide zuvor den Ausbildungsvertrag unterzeichnet haben, begrüßt Martina Marquette, Ausbildungsleiterin bei Borgers, den neuen Auszubildenden Bernhard Rülfing per Handschlag. (Foto: Theo Theissen)

Zurück