Besuch des Siemens-Beauftragten für die Öffentlichkeitsarbeit

Bocholt, Berufskolleg am Wasserturm, Raum 16: Heute morgen dürfen sich die HG12C wie auch Herr Vennemann des Privilegs erfreuen, Zuhörer eines Referates zu sein. Die Referenten, Carolin Lefting und Cornelia Nyssing (HG12C), präsentieren ihr Thema „Global Player als Motoren der Globalisierung“. Doch die Schüler dürfen nicht nur zuhören, sie sind gleichzeitig Gastgeber. Zu Besuch sind Herr Stückert (verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit) und Frau Klein (Ausbildungsleiterin) von der Firma Siemens.
Doch auch Methoden der Kostensenkung (billigere Arbeitsplätze, Einsparungen in den Bereichen Umwelt, Steuern und Sozialabgaben, Erpressung/Drohung) wie auch Gegner und Gründe für die Ablehnung gegenüber Global Player steht im Mittelpunkt der heutigen Präsentation. Dazu gehören Umweltgruppen, NGOs, Dritte-Welt-Aktivisten (z.B.: Brot für die Welt, Greenpeace, Amnesty International). Sie fordern Respekt vor soziale, ökologische Mindestnormen und Akzeptierung von Menschenrechten. Nach ihnen verfolgen Global Player keinerlei soziale Ziele und verhelfen zur Verschärfung alter und zur Schaffung neuer Ungleichheiten und weil dies so ist, muss erst einmal Globalisierung gestaltet und dann Global Players politisch kontrolliert werden.

Unter Global Player (transnationale Unternehmen) versteht man Personen oder Institutionen, die über so große wirtschaftliche oder politische Macht verfügen, dass ihr Handeln von weltweiter Bedeutung ist. Sie konzentrieren sich nur noch auf ihre Kernkompetenzen- so die heutige Managementlehre. Ein Konzern spezialisiert sich durch Outsourcing auf wenige Aufgaben. Doch um weiter am Markt zu bestehen, muss ein Global Player seine Kosten senken, z.B. durch billigere Arbeitsplätze, Einsparungen im Umweltbereich, Reduzierung von Sozialabgaben und Steuern. Oft geschieht dies durch Off- (Arbeitsplatzverlagerung ins billigere Ausland) oder Nearshoring (Arbeitsplatzverlagerung ins Ausland, das in 3 Flugstunden erreichbar ist).

Nach diesem Referat, steht uns Herr Stückert im Rahmen einer Expertenbefragung Rede und Antwort. Doch zuvor brüskiert er sich wegen des Vorwurfes, dass Global Player mit der Drohung, auf einen anderen Standort oder in ein Steuerparadies ausweichen, inzwischen demokratische Regierungen erpressen. Seiner Meinung nach wäre die Welt dann besser, als sie jetzt ist. Auf die Frage hin, ob Siemens die Welt bewegt, antwortet er, dass Siemens nicht bewegt, sondern Siemens bewegt wird und zwar von zufriedenen Kunden, die überall zu Hause sind, von überzeugten Investoren und von exzellenten Mitarbeitern. Aus diesen Gründen kooperiert Siemens mit ausländischen Unternehmen, wie z.B. mit chinesischen Unternehmen.

Offshoring ist an sich ein positiver Begriff, jedoch durch negative Empfindungen beeinflusst.. Es erfolgt nicht nur aus Kostengründen. Die Produktion von Handys erfordert Mobilität. Die Produktionsabläufe erfolgen dicht aufeinander. Herr Stückert gibt zu: Siemens kann diesem Tempo nicht Schritt halten.

Spricht man von der Globalisierung, spricht man oft von der Entnationalisierung oder auch Einbahnstraße. Für Siemens eröffnen sie jedoch großartige Märkte, wie auch Absatzmöglichkeiten. Die Wettbewerbsposition kann durch Kapitaltransfer (=Direktinvestitionen) gestärkt werden. Das reiche aber nicht aus, um auf dem Markt bestehen zu bleiben. Innovation spielt eine große Rolle. Nur durch Produkte, die es lediglich in Deutschland zu kaufen gibt, kann in Deutschland produziert und exportiert werden, so Stückert.
„Siemens ist weltoffen.“ So beschreibt Herr Stückert den Konzern, der seit 1847 besteht und mit vielen Ländern zusammenarbeitet. 140 Jahre war Siemens im Vorteil. Immer eine Nasenspitze vor den anderen. „Doch die Konkurrenz ist aufgewacht“, sie holt auf und treibt Siemens zu immer neuen Leistungen. Auf Kritik von NGOs, Umweltgruppen und Dritte-Welt-Organisationen reagiert Herr Stückert schlagfertig. Siemens fühlt sich stets verantwortlich für die Gesellschaft in den jeweiligen Produktionsländern und respektiert die Gesetze.

„Globalisierung ist kein Gewitter, kein Naturereignis. Bei solch einer Denkweise habe man keine Chance.“ So lautet der Appell an die aufmerksamen Zuhörer, von denen er sich eine Reihe von kritischen Fragen gefallen lassen muss.
„Es handelt sich um eine Weltunternehmung, wobei nur die besten überleben.“ Innovation steht wieder im Vordergrund. „Bei der Innovation ist es wie mit den Frühkartoffelpreisen.“ Konzerne sind stets auf der Jagd nach Marktlücken, um als erster zu produzieren und zu exportieren.

Es stellt sich die Frage, ob Global Player als Motor der Globalisierung bezeichnet werden darf. Festzuhalten ist, das die Globalisierung schon zur Zeit der Entdeckung Amerikas ihren Lauf genommen hat. Erst im 20. Jhd. entstanden Global Player. Somit gilt: Die Globalisierung könnte der Motor der Global Player sein und umgekehrt.
Autorin: Alexandra Drescher (HG12C)

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