Job-Shadowing an unserer spanischen Partnerschule Nuestra Señora de los Desamparados in Ibi

Am 27.9.2017 flogen wir, Beate Matern und Christa Schepers, für 2 Wochen nach Alicante in Spanien, um an unserer spanischen Partnerschule in Ibi im Rahmen des Erasmus+ Projektes GATE den Lehrkräften „über die Schulter“ zu schauen.

Besonders interessierten uns folgende Fragen:

•    Wie ist das spanische Schulsystem aufgebaut?
•    Welche digitalen Medien werden eingesetzt?
•    Was sind die kulturellen Rahmenbedingungen?



Wie ist das spanische Schulsystem aufgebaut?

An unserem ersten Tag besichtigten wir zunächst die Schule und erhielten unseren „Stundenplan“. Wir bekamen die Möglichkeit, am Unterricht in allen drei Abteilungen der Schule teilzunehmen. Die jüngsten Schülerinnen und Schüler sind drei Jahre alt und besuchen die „E. Infantil“, eine Art Vorschule. Darüber hinaus gibt es eine Art Grundschule für die sechs- bis elfjährigen Schülerinnen und Schüler (E. Primaria) und den weiterführenden Bereich für die zwölf- bis sechzehnjährigen Schülerinnen und Schüler (E. Secundaria). An der spanischen Partnerschule in Ibi lernen etwa 340 Schülerinnen und Schüler. Die Schule beschäftigt 27 Lehrkräfte.

Wenn man die Schule mit unserem deutschen Schulsystem vergleichen möchte, so ist sie am ehesten mit einer Realschule zu vergleichen, in die der Kindergarten und die Grundschule integriert sind.

Während unseres Aufenthaltes hatten wir die Möglichkeit im letzten Jahrgang der Secundaria auf Englisch zu unterrichten. Die Schülerinnen und Schüler sind dann durchschnittlich 15 Jahre alt und verlassen im Sommer 2018 die Schule. Inhalte der Unterrichtsstunden waren die Vorstellung des Berufskollegs am Wasserturm sowie der deutschen Kultur. Danach konnten die Schülerinnen und Schüler Fragen stellen. Fragen und Antworten wurden schriftlich festgehalten und später in der Schülerzeitung veröffentlicht.

Welche digitalen Medien werden eingesetzt?

Alle Klassenräume, sogar die in der „Vorschule“, sind mit Smartboards ausgestattet, die während des Unterrichts in allen Klassen genutzt werden. Lehrerzentrierter Unterricht ist die Regel. Lehrbücher stehen digital zur Verfügung und das Internet kommt häufig zum Einsatz in jedem Fach.

Oft nahmen wir am Unterricht in den Klassen der E. Secundaria im Fach ICT (Informatik Computer Technologie) teil, der für die zwölf- bis sechzehnjährigen Schülerinnen und Schüler als Differenzierungskurs (Alternative: Französisch) angeboten wird.

Die Arbeitsmaterialien für den Unterricht werden über moodle bereitgestellt. Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten diese und laden dann ihre Arbeitsergebnisse in moodle hoch. Wir konnten beobachten, dass die Schülerinnen und Schüler neben den üblichen Inhalten wie Anwendung von Schreibprogrammen, Tabellenkalkulation oder Datenbanken von Beginn an Programmierkenntnisse erlernen. Im Unterricht wurden überwiegend freeware und open source Programme eingesetzt.

Was sind die kulturellen Rahmenbedingungen?

An einem Tag besuchten wir gemeinsam mit unseren spanischen Kolleginnen Maite und Julia Maria den Radiosender von Ibi. Dort wurden uns im Rahmen einer Livesendung viele Fragen auf Englisch gestellt insbesondere zu den kulturellen Unterschieden zwischen Spanien und Deutschland. Damit wir wie zu Hause fühlen konnten, spielten die Spanier zum Abschluss der Sendung das Lied „Satellite“ von Lena Meyer-Landrut, mit dem sie den Eurovision Song Contest 2010 gewonnen hat.

Zur Tradition an dieser Schule gehört es, zu Beginn jeden Schuljahres am letzten Freitag im September, mit dem gesamten Kollegium essen zu gehen. Daran konnten wir teilnehmen. In dem spanischen Restaurant in der Nähe der Schule gab es zahlreiche spanische Spezialitäten und Tapas von Serranoschinken über Manchegokäse über Gazpacho bis zum Dessert. Dabei lernten wir auch, dass es ein andalusisches und ein katalanisches Gazpacho gibt, die sich sehr voneinander unterscheiden.

Nach dem Unterricht konnten wir viele Sehenswürdigkeiten besuchen. So zeigten uns Maite und Julia Maria bspw. die Besonderheiten der Stadt Ibi, dem Standort der Partnerschule.

Ehemals war die Stadt Ibi sehr bekannt für ihre Produktion von Spielzeugen, die jedoch heutzutage in Asien hergestellt werden. Zur Erinnerung an diese Epoche gibt es in Ibi seit 1990 das Spielzeugmuseum Museo Valenciano del Juguete sowie das Hotel del Juguete. Dieses moderne Hotel im Zentrum von Ibi bietet Zimmer, die zum Thema Spielzeug gestaltet sind.

Ein anderes Mal fuhren wir mit Jose, einem Lehrerkollegen, nach Alicante. Er zeigte uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt Alicante. Zum Abschluss besuchten wir das Castillo de Santa Babara, das einen wunderschönen Blick über Alicante ermöglicht.

Das Erasmus + Projekt Gate ermöglichte uns, viele nette Menschen im Rahmen unserer Lehrertätigkeit kennen zu lernen. Kein privater Aufenthalt kann einen so guten Kontakt zwischen Menschen herstellen wie ein Job-Shadowing oder Praktikum in dem Beruf, den man selber ausübt. Es gibt ein gemeinsames Thema, das uns über Länder-, Kultur- und Sprachgrenzen hinweg verbindet und Gemeinsamkeiten schafft. Auch wenn wir die Landessprache „Spanisch“ nicht sprechen, öffnete uns die Englisch fast jede Tür, manchmal sogar im Wortsinn. Wir können nur jedem empfehlen, ob Schüler oder Schülerin, Kollege oder Kollegin eine solche Gelegenheit zu ergreifen und Projekte wie das Job Shadowing, einen Austausch oder ein Praktikum im Ausland zu machen. Wir haben viel über das Schulsystem sowie Land und Leute gelernt und in mancher, durchaus schrägen Situation – mangels Sprachkenntnissen bzw. einem defekten Navi - viel über uns gelernt.

Zurück